Österreich verzeichnet gegenwärtig einen Exportüberschuss bei Rindfleisch, Milchprodukten und Qualitätsweizen. Bei Futtergetreide, Kartoffeln, Eiern und Schweinefleisch sind wir nahe an der Eigenversorgung. Was Obst, Gemüse, Puten und Fisch betrifft, so sind wir schwer importabhängig. Zum Teil ist diese mangelnde Selbstversorgung durch politische Auflagen wie Verbote von bestimmten Pflanzenschutzmitteln und hohen Tierschutzstandards bedingt.
Folgt man den gängigsten Klimaszenarien, wird sich Ostösterreich in ein semiarides Steppengebiet verwandeln. Die Erträge im Ackerbau werden bis 2050 um bis zu 50 % zurückgehen. Manche Flächen werden nunmehr als extensive Weide nutzbar sein. In Summe werden die Niederschläge in Österreich zwar gleichbleiben, es wird aber länger andauernde Trockenperioden geben. Aufgrund der höheren Temperaturen steigt die Verdunstung. Dies begünstigt nicht nur Starkregenereignisse, sondern führt insbesondere im feuchteren Westen zu erhöhtem Pilzerkrankungsdruck mit dem Risiko von Rückständen von Pilzgiften. Es ist zudem mit einem Mehr an Virosen und Schadinsekten in der Landwirtschaft zu rechnen.
Die Klimawandel bedingt frühere Blüten und erhöht damit die Risiken von Ernteausfällen im Obstbau durch Spätfröste. Im alpinen Raum wird es hingegen möglich sein, Grünland durch Feldfutterbau zu ersetzen. Die Alpungssaison wird verlängert.
Das bedeutet: Mit dem Klimawandel wird es im Pflanzenbau mehr schlechte, nur in der Fütterung und weniger direkt für den menschlichen Konsum verwertbare Qualitäten geben. Auch bei der Eigenversorgung mit Brotgetreide kann es eng werden. Der Bedarf an Pflanzschutzmaßnahmen steigt. Die Rinderhaltung bliebe hingegen konkurrenzfähig.
Die Landwirtschaft spürt den Klimawandel seit Jahren. Die Agrarforschung geht von einer Erderwärmung um zwei Grad Celsius aus, es wird an Anpassungsmaßnahmen wie Entwicklung trockenresistenter Sorten, wassersparendem Bodenmanagement und Technisierung gearbeitet. Begleitet wird der Klimawandel wird von wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen aber auch Trends.
Seit 1980 wurden in Österreich rund 165.000 Hektar verbaut. Gleichzeitig verwaldeten 360.000 Hektar. Rund 300.000 Hektar wurden – teils auch gefördert als Biodiversitätsflächen – aus der Produktion genommen. Mittlerweile sind 44,6 % von Österreichs Fläche Wald, 30,5 % werden landwirtschaftlich genutzt, 18,5 % sind bereits Biodiversitätsflächen. Mit der Umsetzung der Renaturierungsverordnung werden noch weitere Flächen aus der Produktion fallen.
70 % der landwirtschaftlichen Fläche werden gegenwärtig für die Tierhaltung genutzt. 55 % der Fläche sind nur über die Tierhaltung verwertbar (Grünland, Feldfutterflächen). 15 % der Fläche werden fruchtfolgebedingt oder wegen der minderen Qualitäten tierisch genutzt. In Zukunft sind als Folge der politisch getroffenen Beschränkungen für Pestizideinsatz und Düngung vermehrt mindere, nur in der Fütterung verwertbare Qualitäten zu erwarten.
Gemüse- und Obstproduktion ist auch in semiariden Gebieten möglich. Der Wasserverbrauch und außerhalb der Saison auch der Energieverbrauch sind aber enorm. Hinsichtlich Wassernutzung werden Obst- und Gemüseproduktion in Zukunft auch in Konkurrenz zur Renaturierung von Feuchtgebieten stehen. Die Importabhängigkeit bei Obst und Gemüse wird steigen. Eine ähnliche Herausforderung hat „Plant-Based Food“ zu bewältigen. Dessen Verarbeitung ist energieaufwendig und technologisch hochkomplex. Der Eiweißpflanzenanbau ist in nachhaltigen Fruchtfolgen nur begrenzt steigerbar. Die Sicherung pflanzlicher inländischer Rohstoffe ist daher nicht nur unter dem Aspekt Klimawandel eine Herausforderung.