Lukas Josef Knoll, Geschäftsführer der Knollmühle, im Gespräch
Knollmühle optimiert Energieverbrauch dank EENOVA
Mehr als 80 Produkte für gewerbliche Bäcker, Verarbeiter und den Einzelhandel stellt die Knollmühle in St. Georgen an der Gusen her. Das Getreide kommt aus verschiedenen österreichischen Anbaugebieten. Bevor es vermahlen wird, wird das Getreide speziell vorbereitet und gereinigt. Die Knollmühle benötigt ein großes Lager, um die Vielzahl wertvoller Rohstoffe für verschiedenste Mahlerzeugnisse und Backmischungen bereithalten zu können. Auch das optimale Nachreifen der Mehle erfordert ausreichende Lagerkapazität. „Vor allem für das Mahlen und die Fördertechnik benötigen wir viel Energie“, berichtet Lukas Josef Knoll, Geschäftsführer der Knollmühle. Das KMU hat deshalb im EU-Projekt EENOVA zum ersten Mal ein Energieaudit durchgeführt. Im Interview berichtet Knoll über seine Erfahrungen.
Was war Ihr Hauptbeweggrund für das Energieaudit?
In erster Linie Eigeninteresse: Wir wollten den eigenen tatsächlichen Verbrauch besser verstehen und Verbesserungspotenzial heben. Ein Beweggrund war außerdem, in Vorleistung für unsere zukunftsorientierten Kunden zu gehen. Und wir wollten Synergieeffekte entlang der Wertschöpfungskette erkennen und nutzen.
Wie aufwendig war das Audit und was war der aufwendigste Teil?
Das Audit selbst war dank guter Vorbereitung und eines praxisorientierten, kompetenten Auditors überschaubar im Aufwand und lehrreicher als viele andere Audits. Der aufwendigste Teil war die Datenerhebung im Vorfeld.
Was waren für Sie die größten Aha-Effekte?
Der größte Aha-Effekt war: Mit relativ einfach zu erhebenden Daten lassen sich aussagekräftige Rechenmodelle speisen, die konkrete Handlungsempfehlungen samt Wirtschaftlichkeitsanalyse ausgeben. Am meisten überrascht haben uns die branchenübergreifenden Erfahrungswerte des Auditors und sein sehr praxisnaher Zugang.
Wo haben Sie das größte Optimierungspotenzial entdeckt? Und was werden Sie jetzt am schnellsten umsetzen?
Ich sehe bei uns in puncto Fördertechnik das größte Potenzial. Als erste Maßnahme werden wir Optimierungen in der Anlagensteuerung und der Automation umsetzen. Wir haben mehrere Szenarien identifiziert, die speziell unsere pneumatischen Transporte durch Feinjustierung des Unter- und Überdrucks effizienter machen. Das möchten wir zeitnahe umsetzen.
Auch das Potenzial beim Transport auf der Straße werden wir noch genauer anschauen: Unser PKW-Fuhrpark umfasst bereits vier Elektro-Fahrzeuge. Eine Voraussetzung für eine Elektrifizierung unseres derzeitigen Diesel-LKW-Fuhrparks sind Ladesäulen und ein Gebläse beim Entladen am Standort unserer Kunden. So eine Lösung lässt sich in naher Zukunft am ehesten mit ausgewählten Großkunden umsetzen, die mehrmals pro Woche angefahren werden und über die benötigte Infrastruktur verfügen bzw. bereit sind, in so eine zu investieren.
Was halten Sie vom Energieeffizienzgesetz, das seit Jahresbeginn bestimmte Unternehmen (mehr als 249 Mitarbeitende, Überschreiten bestimmter wirtschaftlicher Kennzahlen) alle vier Jahre zu einem Energieaudit verpflichtet?
Ich halte derartige Energieaudits für sinnvoll. Allerdings halte ich wenig von Zwängen. Der Markt wird solche Audits – neben anderen stetigen Verbesserungen im Umweltbereich – unabhängig von der Gesetzgebung zusehends einfordern. Das Gesetz könnte diesen Prozess beschleunigen.
Welche Tipps haben Sie für Unternehmen, die das erste Mal ein Audit durchführen?
Fürchten Sie sich nicht vor überbordendem Verwaltungs- und Bürokratieaufwand. Es ist praxisnäher als gedacht und kann in kurzer Zeit wertvolle Optimierungshinweise geben, die sich auch monetär auswirken.