Bei Kunststoffen dreht sich derzeit alles um Kreislaufwirtschaft. Welche Anstrengungen noch notwendig sind damit sich Kunststoffe auch im Kreis drehen, darüber haben über 100 Teilnehmer*innen bei den vom Kunststoff-Cluster organisierten Recycling Days 21' – Circular Plastics 2030 am 7. und 8. Juni 2021 mit den anwesenden Expert*innen online diskutiert. Damit Kunststoffe möglichst lange und effizient in Nutzung bleiben und Verluste in die Umwelt vermieden werden, fehlen noch die entsprechenden finanziellen Anreize. Unumgänglich sind auch kräftige Investitionen in die Sortier-Infrastruktur in Österreich.
„Wir sind uns alle bewusst, dass wir uns in einem disruptiven Jahrzehnt für die Kunststoff-Branche befinden. In den nächsten Jahren wird sich entscheiden, ob ein zirkulärer Einsatz von Kunststoff langfristig möglich ist. Sowohl die Vortragenden als auch die Teilnehmer*innen an den zwei Tagen bestätigen einen gewissen Optimismus in dieser Frage. Der Austausch innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette von Kunststoffen wird dazu noch weiter intensiviert werden müssen.“
Christian Mayr, Projektmanager im Kunststoff-Cluster
„Die Kreislaufprobleme beim Kunststoff werden gerade ‘therapiert‘“, so schätzte Prof. Dr. Christoph Scharff von der Altstoff Recycling Austria AG die aktuelle Situation in Österreich ein. „Mindestrezyklatquoten und Recyclingquoten geben die Marschrichtung vor. Für Österreich konkret heißt das: Die Sammelquote muss von 58 auf 80 Prozent, die Sortierquote (Sortiertiefe) ebenfalls von 58 auf 80 Prozent und die Verwertungsquote von 78 auf 80 Prozent gesteigert werden. Scharff lieferte auch gleich Vorschläge für die notwendige Therapie. Sie reichen vom Ausbau der Sammlung ab Haus, Vereinheitlichung der Sammlung/Mülltrennung in Österreich, On-Pack Trennanleitungen über Design for & from Recycling , Trennpflicht und Verwertungsgebot für gewerbliche Verpackungen bis zur Ökomodulation der Tarife.
„Neben den Verpackungen muss man aber auch andere Kunststoffe anschauen. Für viele langlebige Kunststoff-Produkte, die nun bald das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, existieren vielfach noch keine adäquaten Recyclingprozesse,“ betont der Abfallexperte. Ein weitere Herausforderung sieht Scharff in der Sortierung: „In die Sortier-Infrastruktur muss in Österreich kräftig investiert werden. Diese ist veraltet und die geforderten Recyclingquoten sind damit nicht zu erreichen.“
In der Sortierung sieht auch Univ.-Prof. Dr. Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben den Schlüssel zu einer Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen. Künstliche Intelligenz wird in Zukunft bei der Müllsortierung eine entscheidende Rolle spielen. Verschmutzungen, Restanhaftungen, Materialverbunde oder auch nicht erkennbare Schadstoffe sind die Herausforderungen, die es mithilfe von Industrie 4.0-Ansätzen, Robotik, Kommunikation zwischen Abfall und Maschine, Online Stoffstrom-Analsyse etc. zu lösen gilt. Pomberger plädierte zudem für eine differenzierte Betrachtungsweise bei der Recyclingfähigkeit: „Eine theoretische Recyclingfähigkeit ist in der Praxis wertlos. Nur die reale Recyclingfähigkeit kann aussagen, dass etwas rezykliert wird.“ Darüber hinaus fordert auch Pomberger eine konsequente Ökomodulation, denn Recyclingfähigkeit müsse sich auch finanziell lohnen.
Es gibt keine einheitliche Lösung für das Kunststoff-Recycling. „Unterschiedliche Kunststoffe brauchen unterschiedliche Verwertungsstrategien“, ist Dr. Klaus Wittstock von der BASF überzeugt. Er berichtete über die Vorteile des chemischen Recyclings von Kunststoffen. Derzeit sei aber die rechtliche Unsicherheit, ob nun chemisches Recycling zur Recyclingquote dazugezählt wird oder nicht, noch das größte Hindernis, berichtete Wittstock. Mittels Chemischen Recycling können auch Mischkunststoffe (auch Multilayer) oder Kunstoffabfälle mit Verschmutzungen und Anhaftungen verwertet werden. Das Rezyklat bei chemischen Recycling hat Neuware-Qualität und kann in allen Bereichen, auch bei Lebensmittel-Kontakt, eingesetzt werden.
Eine besondere Rolle spielt hier die Ökobilanz. „BASF hat mehrere Lebenszyklusanalysen erstellen lassen, welche alle ein durchwegs positives Ergebnis für chemisches Recycling brachten“, berichtete Wittstock. So spart das ChemCycling im Vergleich zur Verbrennung des Kunststoffabfalls 50% CO2 ein. Und: Wirtschaftlich, so Wittstock, sei das Verfahren auf jeden Fall, ansonsten würde BASF das ChemCycling nicht machen.
EREMA Engineering Recycling Maschinen und Anlagen Ges.m.b.H.
LEISTRITZ Extrusionstechnik GmbH
Plastoplan Kunststoffhandel GmbH
simcon kunststofftechnische Software GmbH