Die Partner des 2022 gestarteten Forschungsprojekts „circPLAST-mr“ haben sich zum Ziel gesetzt, das mechanische Recycling von Kunststoffen zu verbessern. Bei einem Symposium im Juli an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) tauschten sich die Beteiligten zu ihren Projektergebnissen aus und diskutierten über aktuelle Herausforderungen, die verschiedene Regularien mit sich bringen. Außerdem brachten die geladenen Vortragenden mit ihrer Expertise frische Inputs und Diskussionsstoff in die Runde.
„Beim internen Symposium zu circPLAST-mr hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die Kreislaufwirtschaft ganzheitlich und über alle Prozessschritte hinweg zu betrachten. Praxistaugliche Recyclinglösungen mit dem Ziel der Neuwaresubstitution sind nur durch Kooperation möglich“, ist circPLAST-mr-Projektleiter Jörg Fischer vom Institut für Polymeric Materials and Testing an der JKU überzeugt.
Mehrere Projektpartner stellten ihre Forschungsergebnisse vor. Nikolai Kuhn von der Montanuniversität Leoben berichtete über eine Analyse des Inhalts des Gelben Sackes. Hier zeigte sich, dass je nach Herkunftsregion deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung auftreten. Die verschiedenen Kunststoffsorten können in einem neu entwickelten Tool je nach Herkunft, Farbe und Applikation gefiltert werden.
Bettina Muster-Slawitsch von AEE Intec sprach unter anderem über den Wasserverbrauch und die erzielbare Reinheit der Flakes in den Aufbereitungsanlagen. Die Ressource Wasser wird bei den Projektpartnern sehr bewusst eingesetzt, im Kreis geführt und mehrmals wiederaufbereitet. Das erklärte Ziel sei, so die Forscherin, eine ausreichend hohe Flake-Reinheit mit dem möglichst niedrigsten Wasserverbrauch zu erreichen. Dies sei nicht nur aus ökologischer sondern auch aus ökonomischer Sicht vorteilhaft.
Sabine Nadherny-Borutin von Plastics Europe richtete den Fokus auf Ressourceneffizienz. Geht es nach ihr, sollten die zehn Rs (Refurbe, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Reporpose, Recycle und Recover) auf zwei reduziert werden: Regeneration und Reducere. Bei der Regeneration handelt es sich um die Wiederherstellung bestimmter physikalischer oder chemischer Eigenschaften oder um die Rückgewinnung nutzbarer chemischer Stoffe aus verbrauchten, verschmutzten Materialien.
„Das kann sowohl in Bezug auf chemisches und mechanisches Recycling gesehen werden als auch in Bezug auf die generelle Wiederaufbereitung von Produkten zur Wiederverwendung “, erklärte Nadherny-Borutin.
Bei „Reducere“ gehe es darum, alles auf das Wesentliche zurückzuführen, d. h. keine Diskussion über Materialien, sondern eine Diskussion über Produkte und ihren Beitrag zur Gesellschaft sowie ihre Auswirkungen auf den Klimaschutz.
Ausgehend vom European Green Deal, der „Kreislaufwirtschaft“ als eigenes Arbeitspaket beinhaltet, legte Thomas Fischer von der Wirtschaftskammer Österreich die damit verbunden EU-Strategien für den Aktionsplan Kreislaufwirtschaft dar. Daraus ergeben sich verschiedenste Herausforderungen für Unternehmen. So wird es notwendig sein, Design und Produktionsprozesse umzustellen, um die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen und Verpackungen zu erhöhen. Für Unternehmen noch immer nicht gelöst seien Fragen der Produktionssicherheit und Qualität mit und beim Einsatz von Recyclingmaterialien.
„Außerdem sind Haftungsfragen bei Reparierbarkeitsvorgaben oder die CE-Kennzeichnung bei Wiederverwendung offene Punkte“, ergänzte Fischer.
Der emeritierte Professor und ehemalige Leiter des Instituts für Polymeric Materials and Testing an der JKU Reinhold Lang plädierte für eine industrielle Kreislaufführung von CO2.
„CO2 muss endlich als erneuerbarer Rohstoff betrachtet werden und man sollte deshalb nicht nur über die Speicherung diskutieren“, sagte Lang.
Es sei dringend notwendig, mehr in Richtung Kohlenstoffnutzung zu tun. Carbon Capture & Utilization (CCU) sei deutlich besser als Carbon Capture & Storage (CCS). Lang sprach sich für eine nachhaltige, integrierte und kohärente Energie-, Klima- und Kreislaufwirtschaftsstrategie sowie einen kohärenten, wissenschaftlich fundierten politischen Rahmen auf globaler und regionaler Ebene aus. Dieser Rahmen sollte auch regionale Unterschiede im Hinblick auf die Gleichheit und Gerechtigkeit innerhalb und zwischen den Generationen berücksichtigen.
Bei circPLAST-mr handelt es sich um ein Leitprojekt, das im Rahmen der 1. Ausschreibung der FTI Initiative Kreislaufwirtschaft genehmigt wurde. Das Projekt wird vom BMK gefördert und von der FFG abgewickelt.