09.05.2025

Nachhaltigkeit braucht Strategie

Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht, es braucht aber eine Unternehmensstrategie dafür. Das war der einheitliche Tenor beim 7. Nachhaltigkeitsbrunch von Cleantech-Cluster, Payer & Partner ESG Consulting GmbH, OÖNachrichten und Oberbank AG am 6. Mai im OÖNachrichten Forum in Linz. 150 Interessierte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Beratung diskutierten mit Expert:innen über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze.

V. l.: Maria Vrba und Jacqueline Strakova (ICON Wirtschaftstreuhand GmbH), Josef Baumüller (TU Wien), Isabella Lehner (Oberbank AG), Kurt Weinberger (Österreichische Hagelversicherung), Silvia Payer-Langthaler (Payer & Partner ESG Consulting), Alexander Kirchner (Energie AG), Dorian Wessely (Cleantech-Cluster)
V. l.: Maria Vrba und Jacqueline Strakova (ICON Wirtschaftstreuhand GmbH), Josef Baumüller (TU Wien), Isabella Lehner (Oberbank AG), Kurt Weinberger (Österreichische Hagelversicherung), Silvia Payer-Langthaler (Payer & Partner ESG Consulting), Alexander Kirchner (Energie AG), Dorian Wessely (Cleantech-Cluster) © Erwin Pils

Mit der Veröffentlichung der „Omnibus-Verordnung“ am 26. Februar 2025 zur ESRS-Berichtspflicht wurden neue Fragen und Unsicherheiten rund um die nichtfinanzielle Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgeworfen. Welche Auswirkungen diese Verordnung auf Unternehmen hat – und warum man sich dennoch nicht zurücklehnen kann – war zentrales Thema des siebten Nachhaltigkeitsbrunchs in Linz. 

Zentrales Thema – trotz Omnibus-Verordnung

Die hohe Teilnehmerzahl zeigt deutlich: Nachhaltigkeit bleibt auch angesichts regulatorischer Veränderungen ein zentrales Anliegen oberösterreichischer Unternehmen. Der Nachhaltigkeitsbrunch hat sich in den vergangenen sieben Jahren zur Leitveranstaltung für Nachhaltigkeitsmanagement in Oberösterreich entwickelt. 

Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner betonte: „Der Nachhaltigkeitsbrunch gewinnt jedes Jahr an Relevanz.“

Neues Fundament: „Omnibus-Verordnung“

Josef Baumüller von der TU Wien unterstrich die politische Dimension der „Omnibus-Verordnung“. Gemeinsam mit dem neuen Clean Industrial Deal, der den Green Deal ablöst, markiert sie einen politischen Kurswechsel in Europa – mit einem klaren Fokus auf die Dekarbonisierung der Industrie. „Auch wenn durch die neuen Regeln weniger Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen müssen: Die Verantwortung für alle bleibt, den Kunden verlässliche Nachhaltigkeitsdaten bereitzustellen“, unterstrich Baumüller. Der freiwillige KMU-Standard (VSME) dient dabei als umfassende Grundlage. Baumüller bezeichnete ihn als „neues Fundament der europäischen Nachhaltigkeit“.

Jetzt erst recht

Auch Silvia Payer-Langthaler von Payer & Partner ESG Consulting erinnerte: „Es hat zwar der regulatorische Druck nachgelassen, nicht jedoch die unternehmerische Verantwortung.“ Nachhaltigkeitsberichterstattung bleibe aus Gründen der Finanzierung, des Risikomanagements und der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit essenziell. Sie betonte: „Das Herzstück der betrieblichen Nachhaltigkeit ist der Weg von den Themen zur nachhaltigen Unternehmensstrategie.“ Die „Stop-the-Clock“-Richtlinie verschaffe Unternehmen wertvolle Zeit, um Systeme zu professionalisieren und strategische Nachhaltigkeit solide zu verankern.

Mehr als nur Zahlen – Wohlstand und Energie

Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung warf eine provokante Frage auf: „Warum wird Wohlstand noch immer ausschließlich über das Bruttoinlandsprodukt gemessen– und nicht auch unter Einbeziehung von Natur- und Sozialkapital?“ Er forderte ein neues Wirtschaftsdenken: „Eines, das Nachhaltigkeit anstelle von unbegrenztem Wachstum in den Mittelpunkt stellt. Ein System, das Profit zugunsten einiger weniger Umweltzerstörer und auf Kosten von Natur und Mensch maximiert, ist nicht mehr zeitgemäß. Zukunft sichern heißt, heute für morgen verantwortungsvoll zu handeln!“ Weinberger ortet Widerstand gegen die ESG-Berichtspflicht und appellierte daher: „Trust the process!“

Volle Fahrt Richtung Klimaneutralität

Alexander Kirchner von der Energie AG OÖ stellte klar, dass die „Omnibus-Verordnung“ nichts an den Nachhaltigkeitszielen seines Unternehmens ändere. Er präsentierte eine zukunftsweisende Lösung für die regionale Energieversorgung: das geplante Pumpspeicherkraftwerk Ebensee – eine „grüne Batterie“ für Oberösterreich. Kirchner erklärte: „Scope-3-Emissionen sind schwer messbar und nur bedingt zu beeinflussen. Scope 1 hingegen lässt sich direkt steuern. Doch was für das eine Unternehmen Scope 3 ist, ist für ein anderes Scope 1 – deshalb sollte jedes Unternehmen seine direkten Emissionen so gering wie möglich halten.“

Nachhaltigkeit und Kreditvergabe

Isabella Lehner von der Oberbank AG unterstrich die Relevanz des VSME-Standards auch im Finanzsektor. Bei Kreditentscheidungen werde Nachhaltigkeit zunehmend berücksichtigt – fehlen unternehmensspezifische Daten, greifen Banken auf allgemeine Branchendaten zurück.

Gewonnene Zeit sinnvoll nutzen

Maria Vrba und Jacqueline Strakova von der ICON Wirtschaftstreuhand GmbH betonten, dass mit der „Stop-the-Clock“-Richtlinie Unternehmen vor allem Zeit gewonnen haben – zur Qualifizierung der Mitarbeitenden, zum Aufbau von Prüfprozessen und zur Bewusstseinsbildung bei Kunden. Essenziell sei nun, die Wege der Datenerhebung und Entscheidungsfindung nachvollziehbar zu dokumentieren – auch durch geeignete Softwarelösungen, die über Excel hinausgehen.

Keine Strategie ohne Nachhaltigkeit

Alle Expert:innen waren sich einig: Zukunftsfähigkeit erfordert die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie. Der VSME bietet dafür eine geeignete Grundlage. Isabella Lehner von der Oberbank bracht es auf den Punkt: „Keine Unternehmensstrategie ohne Nachhaltigkeit: Unternehmen sollten ihre Chancen nutzen, ihre Risiken analysieren und wenn nötig Maßnahmen treffen. ESG-Themen sind unbedingt mitzudenken, um zukunftsfähig zu bleiben!“

 

Wir bedanken uns bei den Ausstellern NetCero GmbH, Tanso Technologies GmbH und Peneder Bau-Elemente GmbH, die in den Pausen mit ihrem Know-how zu inspirierenden Gesprächen beigetragen haben.

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