04.11.2025

Oberösterreich setzt neue Impulse für Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen

Rohstoffe effizient nutzen, die Umwelt schützen und die Produktivität erhöhen – Kreislaufwirtschaft ist gleichermaßen ein Motor für Innovationen und für eine nachhaltige Wirtschaft: „Oberösterreich hat eine klare Vision: Bis 2030 sollen die Inhalte des gelben Sacks vollständig recyclingfähig sein. Unser Bundesland als führender Kunststoff-Standort will sich damit bis 2030 als Modellregion für nachhaltige Kunststofflösungen positionieren“, stellt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner anlässlich der Veranstaltung „Zukunft.Ressourcen 2025“ des Kunststoff-Clusters und des Cleantech-Clusters der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria fest. 

Technologie-Roadmap © Business Upper Austria
Technologie-Roadmap © Business Upper Austria

„Zu unserer Vision gibt es auch eine klare Strategie: Mit der Technologie-Roadmap ‚Sustainable Plastics Solutions‘ wollen wir die Entwicklung kreislauffähiger Kunststoffe konsequent vorantreiben. Dazu haben wir diese Strategie auch heuer überarbeitet und an die aktuellen gesetzlichen, technologischen und gesellschaftlichen Anforderungen angepasst“, betont Landesrat Achleitner. „Damit setzen wir neue Impulse für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen“, so Landesrat Achleitner.

Das Strategiepapier für nachhaltige Kunststofflösungen ist 2021 von Business Upper Austria gemeinsam mit Unternehmen der Kunststoff- und der Lebensmittelbranche sowie der Abfallwirtschaft und weiteren Partnern entwickelt. worden. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen auf europäischer und nationaler Ebene verändert. Daher hat die Standortagentur heuer einen Prozess zur Aktualisierung der Strategie gestartet. Das Ergebnis sind fünf zentrale Themenfelder: „Legislative“, „Bildung“, „Ökonomie, Design und Produktverantwortung“, „Sammeln, Sortieren, Infrastruktur“ sowie „Technologien und Materialien für die Zukunft“.

Klare Vorgaben und Aufklärung

Gesetzliche Regelungen, zum Beispiel verbindliche Rezyklatquoten in Produkten, können die Nachfrage nach Recyclingmaterialien ankurbeln und Unternehmen Investitionssicherheit geben. Öffentliche Stellen können die Nachfrage nach Rezyklaten stärken, indem sie deren Einsatz als Kriterium in Ausschreibungen verankern. Beim Thema Bildung geht es vor allem um das gezielte Aufklären von Konsumentinnen und Konsumenten – etwa durch Informationskampagnen. Themen dabei sind unter anderem der richtige Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, korrektes Sammeln und Entsorgen von Abfällen oder das Positionieren von Abfall als Wertstoff.

Design und Produktschutz

Damit Verpackungen gut recycelt werden können, müssen sie von Anfang an richtig gestaltet sein, etwa durch frühzeitiges Einbinden von Druckfarbenherstellern und kritisches Prüfen von Materialzusammensetzungen. Mono-Materialien sind zwar recyclingfreundlicher, aber nicht immer technisch oder funktional sinnvoll. Verbundmaterialien bieten oft wichtigen Produktschutz, etwa bei Kaffee oder Gewürzen, wo eine starke Barriere gegen Luft und Feuchtigkeit nötig ist. In anderen Fällen – beispielsweise bei Verpackungen, die nur aus Designgründen komplex aufgebaut sind – gibt es kein technisches Argument gegen einfachere, besser rezyklierbare Materialien.

„Wir müssen Verpackungen so gestalten, dass sie recycelt werden können und gleichzeitig sicher bleiben – vor allem bei Lebensmittelverpackungen. Bei PET-Flaschen funktioniert das Recycling schon sehr gut – das Material kann sicher wiederverwendet werden. Bei anderen Materialien ist noch viel Entwicklungsarbeit nötig, um Gesundheitsrisiken auszuschließen“, erklärt Landesrat Achleitner.

Smarte Systeme und neue Materialien

Effizientes Recycling hängt auch stark von der Infrastruktur ab und wie gut gesammelt und sortiert wird. Durch intelligente Logistik, bessere Sortiertechnik und das Erfassen weiterer Kunststoffarten kann die Recyclingquote deutlich steigen. Künstliche Intelligenz kann hier als Gamechanger wirken: vollautomatisiert, digitalisiert, qualitätsgesichert. Die Zukunft des Recyclings liegt insbesondere in intelligenten Materialien und innovativen Technologien. Biobasierte Kunststoffe, alternative Barrieretechnologien sowie neue Trenn- und Recyclingverfahren können den Kreislauf schließen. Sicherheitsanforderungen und Wirtschaftlichkeit müssen dafür in Einklang gebracht werden.

Recycling gemeinsam voranbringen

Ein besonderes Technologieprojekt ist die Sortieranlage TriPlast im Ennshafen. Das Beispiel macht deutlich, worauf es ankommt – auf Zusammenarbeit. Die Hightech-Sortieranlage ist ein Gemeinschaftsprojekt von Altstoff Recycling Austria (ARA), Bernegger und Der Grüne Punkt. Sie verfügt über eine Sortierkapazität von bis zu 100.000 Tonnen Leichtverpackungen pro Jahr und erreicht eine beachtliche Sortiertiefe von 85 Prozent.

„Seit mehr als 30 Jahren sind wir die treibende Kraft der österreichischen Kreislaufwirtschaft. Mit TriPlast werden wir dieser Rolle einmal mehr gerecht. Unsere Ziele: Österreichs Rohstoffabhängigkeit reduzieren, der Industrie hochwertige Rohstoffe bieten und helfen, die EU-Recyclingziele zu erreichen – vor allem bei Kunststoff“, betont ARA-Vorstandssprecher Harald Hauke.

„Seit dem offiziellen Start am 1. Juli 2024 übertrifft die Anlage TriPlast unsere Erwartungen. Die Sensoren erkennen 24 verschiedene Abfallfraktionen, analysieren diese und trennen sie sortenrein. Vor Ort ist ein Team aus 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz. Es lohnt sich, dass wir als Joint Venture tagtäglich an einem Strang ziehen – für die Abfallwirtschaft, den Wirtschaftsstandort Österreich, die Umwelt und das Klima“, sagt Kurt Bernegger, Geschäftsleiter der Bernegger GmbH.

„TriPlast ist ein Best Practice für grenzübergreifende Initiativen der Kreislaufwirtschaft. Wir sind überzeugt, dass starke Partnerschaften wie diese einen bedeutenden Beitrag zur Rohstoffunabhängigkeit Europas leisten können. Mit unserer Systemerfahrung schaffen wir gemeinsam Lösungen, die ökologisch sowie wirtschaftlich sinnvoll sind und den Anforderungen unserer Markenpartner gerecht werden – insbesondere im Hinblick auf steigende Recyclingquoten“, ergänzt Laurent Auguste, CEO Der Grüne Punkt.

Neben dieser und weiteren strukturellen Maßnahmen wurden auch zahlreiche Innovationsprojekte gestartet, die den Wandel in der Kunststoffbranche sichtbar vorantreiben. „Ein österreichisches Leitprojekt ist das Forschungsprojekt circPLAST-mr, in dem unter der Leitung der Johannes Kepler Universität Linz 25 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft an der Verbesserung von mechanischem Recycling arbeiten“, unterstreicht Landesrat Achleitner. Das Projekt mit einem Forschungsbudget von 6,2 Millionen Euro läuft noch bis März 2026.

Kunststoffstandort Oberösterreich

Die Kunststoffbranche hat in Oberösterreich eine lange Tradition und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Rund 220 Unternehmen mit mehr als 35.000 Beschäftigten erwirtschaften jährlich mehr als 12,24 Milliarden Euro Umsatz. Etwa 80 % dieser Betriebe sind Mitglied im Kunststoff-Cluster. „Oberösterreich zählt heute zu den international bedeutendsten Kunststoffstandorten. Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger Investitionen in Forschung, Ausbildung und Infrastruktur. Gemeinsam mit dem Kunststoff-Cluster und seinen Partnern konnte der Standort gestärkt und zukunftsfit gemacht werden“, unterstreicht Landesrat Achleitner.

Technologie-Roadmap
 

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