Beim ersten Treffpunkt Kunststoffrecycling 2021 powered by EREMA am 11. März 2021 stand das Thema „Rezyklate im Automotive-Bereich“ im Fokus. Vorgaben von Seiten des OEM zu verbindlichen Rezyklatgehalten sind Faktoren, welche das Kunststoffrecycling auch in der Automobilindustrie vorantreiben. Aus Sicht der Experten ist klar, dass an Nachhaltigkeit kein Weg vorbeiführt und zum wirtschaftlichen Erfolg beiträgt.
Kunststoffe haben einen hohen Stellenwert in der Automobil-Branche und auch hier sind Nachhaltigkeitsaspekte längst angekommen. Nicht nur der CO2-Ausstoß des Verkehrs oder Abgasskandale haben in der Automobilbranche zu einem Umdenken geführt. Auch legislative Vorgaben wie die EU Altfahrzeuge Verordnung spielen eine Rolle. Das Regulativ fordert, dass 85 % von Altfahrzeugen rezykliert werden müssen. Nachhaltigkeit wird in der Branche als Mittel zum Erfolg für OEM gesehen. „Der Einsatz von Rezyklaten kann in der Automobilindustrie mittlerweile ein Wettbewerbsvorteil sein. So fordert beispielsweise Volvo einen Mindestanteil von 25 Prozent an Kunststoff-Rezyklaten“, weiß Christian Mayr, Projektmanager des Kunststoff-Clusters.
„Der Wettkampf zwischen Rezyklat und Neuware muss beendet werden“, fordert Werner Posch, verantwortlich bei DPL Dräxlmaier Produktion & Logistik GmbH für Kunststoffauswahl der technischen Komponenten. Polymere können sehr energieeffizient und damit kostengünstig hergestellt werden. Solange der Preis für Primärwerkstoffe deutlich niedriger ist als der für Sekundärwerkstoffe, gibt es für die Industrie keinen ökonomischen Anreiz, Rezyklate einzusetzen. Zudem ist der Ruf von Rezyklaten sehr schlecht – teils ein hausgemachtes Problem, da früher meist nur aus Kostengründen „billige“ Rezyklate eingesetzt wurden. Gesetze und Gesellschaft fordern mittlerweile Änderungen, die den Einsatz von Rezyklaten in der Automobilindustrie forcieren sollen. Dazu sind aber dringend Maßnahmen notwendig, um einen dauerhaften Markt für Rezyklate in der Automobilindustrie zu etablieren. Generell muss der Preisdruck, der auf den Rezyklaten lastet, herausgenommen werden. Notwendig sind stabile, auskömmliche Preise. Der Aufwand und die Verantwortung für Rezyklate muss auch honoriert werden. Einzelne OEM setzen bereits auf erste Maßnahmen wie Rezyklat-Quoten. Dazu ist aber eine Überarbeitung der bestehenden Materialspezifikationen notwendig. Und hier sind die OEM noch säumig, um Rezyklate auch in großen Maßstab einzusetzen. Seit mehreren Jahren widmet sich Dräxlmaier bereits den Herausforderungen für den Einsatz von Rezyklaten in der Automobilindustrie intensiv. Posch rät den Teilnehmern dabei zu einer systematischen Vorgangsweise, die eine Reduktion der Materialvielfalt, die Festlegung der Materialspezifikationen und die Sicherstellung der Verfügbarkeit berücksichtigt.
Für Chris Slijkhuis von der MGG-Polymers GmbH, einem Unternehmen, das seit 2006 technische Kunststoffe aus Elektronik-Altgeräten produziert, wird die CO2-Emissionsminderung durch den Einsatz von Rezyklaten noch viel zu wenig beachtet. Er sieht CO2 als sehr große Umweltgefahr. Und gerade beim CO2-Fußabdruck schneidet Rezyklat deutlich besser ab als Neuware. Kunststoffrecycling könnte so einen großen Beitrag zum Kampf gegen Klimaerwärmung leisten.
Als Hemmnis für den Einsatz von Rezyklaten, v.a. auch in der automotiven Branche, sieht Slijkhuis noch die zu vielen Qualitätsanforderungen und zu engen Spezifikationen, die für Rezyklate gefordert werden. Schon beim Design muss an das Recycling gedacht werden (Design for Recycling). Aber es darf auch nicht übersehen werden, dass Rezyklate bereits eine „Hitze-Historie“ haben und dies bei den neuen Bauteilen, die aus Rezyklaten hergestellt werden sollen, berücksichtigt werden muss (Design from Recycling). Die meisten Spezifikationen von OEM basieren auf Neuware, meist für kritischen Bauteile. Für nicht kritische Bauteile würden vielfach weniger Qualitätsparameter reichen. In der Elektronik-Branche sieht Chris Slijkhuis bereits einige Beispiele mit Design for Recycling und Design from Recycling sehr gut umgesetzt.
Dass „Circular Economy“ auch aus maschinenbautechnischer Sicht ein großes Thema ist, bestätigte Ralf Kube, Prozessingenieur beim Kunststoffmaschinenbauer ARBURG. Aktuell sind Biokunststoffe, Papierspritzguss sowie Post-Consumer-Recycling (PCR) drei besonders aktuelle Themen, die von den Kunden besonders angefragt werden, wenngleich PCR derzeit in der Automobilindustrie noch nicht das große Thema sei. Aber wenn PCR-Material durch Sortierung und Additivierungen in entsprechenden Qualitäten verfügbar ist, schließt dies Kube auch nicht aus. Hier sieht er Potenzial für Markierungen zur einfacheren und besseren Sortierung. Damit Prozessstabilität auch bei Rezyklaten gewährleistet werden kann, bietet Arburg beispielsweise Entwicklungen wie ScrewPilot, ReferencePilot oder PressurePilot an, um Viskositätsänderungen bei Rezyklaten auszugleichen.
„Der Treffpunkt Kunststoffrecycling mit dem Fokus Automobilbranche hat gezeigt, dass auch hier die Vernetzung zwischen Kunststoffverarbeiter und Abfallwirtschaft noch lückenhaft ist und ein gemeinsamer Weg gefunden werden muss, um die drängenden Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft speziell bei der Anwendung von Kunststoffrezyklaten zu meistern.“
Christian Mayr, Projektmanager im Kunststoff-Cluster
„Im Bereich Kunststoffe in Elektroaltgeräten scheinen manche Technologien schon sehr fortgeschritten zu sein, jedoch gilt es noch weitere Herausforderungen für ein Closed Loop Recycling zu überkommen.“
Ashna Mudaffer, Projektmanagerin Cleantech-Cluster
20. Mai 2021, Thema: Rezyklate in der Baubranche
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