12.05.2025

Upper Food 2025 lieferte Rezepte für eine zukunftssichere Lebensmittelversorgung

Wie lassen sich Lebensmittel nachhaltig herstellen, ohne dass sie für Konsument:innen unerschwinglich werden oder die Versorgungssicherheit gefährdet ist? Diese zentrale Frage beschäftigt die Lebensmittelbranche heute mehr denn je. Antworten auf diese Fragen und damit Zukunftsperspektiven für die Lebensmittelproduktion, die Verarbeitung und den Handel standen im Mittelpunkt der Veranstaltung Upper Food 2025, zu der der Lebensmittel-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria geladen hatte. Dabei spannte sich der thematische Bogen von Best-Practice-Beispielen über Automatisierung und Nachhaltigkeit bis zu Regionalität. 

Gruppenfoto v. l.: Christian Altmann (Business Upper Austria), LC-Managerin Heidrun Hochreiter (Business Upper Austria), Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner, LC-Beiratssprecher Andreas Haider (Unimarkt), Werner Pamminger (Business Upper Austria)
25 Jahre Lebensmittel-Cluster wurden gebührend gefeiert (v. l.): Christian Altmann (Business Upper Austria), LC-Managerin Heidrun Hochreiter (Business Upper Austria), Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner, LC-Beiratssprecher Andreas Haider (Unimarkt), Werner Pamminger (Business Upper Austria) © cityfoto/Roland Pelzl

Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner strich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Branche hervor: 

„Mit 90.000 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von fünf Milliarden Euro ist die Lebensmittelbranche eine tragende Säule Oberösterreichs. Damit das auch in der Zukunft so bleibt, müssen wir schon heute die Chancen von neuen Technologien und Kreislaufwirtschaft nutzen.“ 

Zugleich nahm Landesrat Achleitner die Veranstaltung zum Anlass, um zu 25 Jahren erfolgreiche Clusterarbeit zu gratulieren: 

„Der Lebensmittel-Cluster ist seit einem Viertel-Jahrhundert ein wichtiger Nährboden für Zusammenarbeit und Innovation in Oberösterreich.“

Der Lebensmittel-Cluster hat Expert:innen aus Handel, Produktion, Wissenschaft und Start-ups eingeladen, im Rahmen von Upper Food 2025 Ressourceneffizienz, nachhaltige Produkte sowie Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelindustrie zu beleuchten und innovative Verfahren zu präsentieren. 

„Denn viele Lösungsansätze für die großen Herausforderungen der Zukunft sind schon heute Status quo“, betonte Lebensmittel-Cluster-Managerin Heidrun Hochreiter.

„Die Upper Food bringt all jene an einen Tisch, die Verantwortung für unsere Lebensmittel tragen – von der Landwirtschaft über die Lebensmittelverarbeitung, den Handel bis hin zu Start-ups und Wissenschaft. Ein kontinuierlicher Dialog und Schulterschluss entlang der gesamten Lebensmittelkette sind entscheidend, wenn wir gemeinsam ressourcenschonende Wege für eine nachhaltige Zukunft gestalten wollen. Denn Zukunft entsteht dort, wo Innovation, Erfahrung und Leidenschaft zusammenkommen – und der Gedankenaustausch niemals endet“, sagte Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Wie werden alle Menschen satt?

Im Vortrag von Karlheinz Erb von der BOKU Wien ging es um die große Frage der weltweiten Ernährungssicherheit. Die Weltbevölkerung wächst stetig – wie muss sich die Landnutzung verändern, damit in allen Teilen der Erde genügend Nahrungsmittel vorhanden sind? Schon jetzt stehen drei Viertel der globalen Landfläche unter Landnutzung, was 23 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht. Der Experte machte deutlich, dass eine fundamentale sozial-ökologische Transformation notwendig ist, um dem Klimawandel und damit dem drohenden Diversitätsverlust entgegenzuwirken.

Als wichtigste Maßnahmen nannte Erb den Umstieg auf Biolandbau, den Griff zu regionalen Produkten, keine Lebensmittel zu verschwenden und weniger Fleischkonsum. „Nicht alle müssen alles umsetzen, 50 % aller Maßnahmen sind ausreichend, um das 1,5°-Ziel zu erreichen“, so seine Botschaft. Unimarkt-Geschäftsführer und LC-Beiratssprecher Andreas Haider bestätigte bereits einen langsamen Rückgang des Fleischkonsums in Österreich. Für einen spürbaren Wandel brauche es aber mehr Aufklärung in der Bevölkerung, damit Konsument:innen ihre Ernährung tatsächlich umstellen und so die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten ankurbeln.

Ganzheitliches Denken

Umberto Biebel, Leiter der Logistik bei Lidl Österreich, erklärte die nachhaltige Philosophie des Diskonters und hielt fest: „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen sich nicht gegenseitig ausschließen.“ Bis Ende des Jahres will das Unternehmen seine REset-Plastikstrategie umsetzen. Dann sollen in allen Eigenmarkenverpackungen aus Plastik 25 Prozent Rezyklat stecken. Und bis 2030 will Lidl die Lebensmittelabfälle um 50 Prozent reduzieren und seine Filialen CO2-frei beliefern. Auch beim Bau und der Ausstattung seiner Immobilien setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit: E-Tankstellen, PV- oder Gründächer, energiesparende LED-Lampen, moderne Wärmepumpentechnik, natürliche Kältemittel für Kühlanlagen, 100 % CO2-neutraler Grünstrom aus Österreich und ein durchdachtes Recyclingkonzept kennzeichnen schon heute österreichweit viele Lidl-Filialen und -Lager.

Innovative Konzepte von Start-ups 

Im anschließenden Teil beeindruckten fünf oberösterreichische Start-ups mit ihren innovativen Technologien: Kleekraft aus Hofkirchen im Traunkreis beispielsweise nutzt erneuerbare Energien, um heimische Luzerne und Klee zu hochwertigem Eiweißfuttermittel zu verarbeiten. Das Hagenberger Start-up Winkk AI wiederum hat eine KI für Unternehmen entwickelt, die firmeninternes Know-how datenschutzkonform digitalisiert. Wie aus Altbrot Hochprozentiges entsteht, hat Moritz Aschauer präsentiert. Der Mühlviertler Unternehmer verfolgt ein nachhaltiges, ressourcenschonendes Upcycling-Konzept für Brotreste und vertreibt unter dem Namen hochBROTzentig Gin, Schnäpse und Ouzo. Die Linzer Danube Dynamics revolutioniert mittels KI die meist zeitaufwendige und kostspielige optische Qualitätskontrolle und Marco Kner erklärte dem Publikum, wie sein Unternehmen COISS mit innovativer Sensorik Industriemaschinen durch Retrofitting innerhalb von Minuten effizienter macht.

Live-Podcast

Im Live-Podcast – organisiert von BauertothePeople – diskutierten Circular Economy-Beraterin Birgit Gahleitner, Birgit Stockinger von Genussland Oberösterreich, hochBROTzentig-Gründer Moritz Aschauer und Reinhard Honeder von der gleichnamigen Naturbackstube ressourcenschonende Wege für eine nachhaltige Lebensmittelzukunft. Auch das Publikum beteiligte sich rege am Live-Podcast und setzte sich an den improvisierten Studiotisch. Diskutiert wurde über drängende Themen wie Regionalität, Greenwashing und die Notwendigkeit von Ernährungsbildung oder auch die Frage: Sind Bio-Birnen aus Neuseeland tatsächlich nachhaltig?

Lösungen gegen Food Waste

Großen Applaus ernteten zum Abschluss die Siegerprojekte des Schulwettbewerbs „Zero Food Waste Challenge“ für ihre Ideen und professionellen Businesspläne bei der Preisverleihung. Der Lebensmittel-Cluster rief im Rahmen des Schulwettbewerbs des Horizon-Europe-Projekts SCALE-UP dazu auf, kreative Lösungen gegen Lebensmittelverschwendung zu finden. 13 ambitionierte Projekte wurden eingereicht. Bei der Upper Food wurden die Gewinner/innen für ihre Projekte – Eiweißcracker aus Molke sowie ein veganes Fertigsugo aus Okara – ausgezeichnet.

25 Jahre erfolgreiche Clusterarbeit

Vor 25 Jahren wurde der Lebensmittel-Cluster in Oberösterreich gegründet. Heute repräsentieren die 200 Partner aus Handel, Industrie und Forschung die gesamte Bandbreite der Branche, die innovativ ist wie nie zuvor. War man zu Beginn eher zurückhaltend, so „werden im Lebensmittel-Cluster mittlerweile beeindruckend viele Kooperationsprojekte umgesetzt“, betonte Business Upper Austria-Geschäftsführer Werner Pamminger.

 

Kontaktpersonen:

Heidrun Hochreiter, Cluster-Managerin Lebensmittel-Cluster, Business Upper Austria
Heidrun Hochreiter