16.06.2025

Interview mit Mario Haidlmair, Geschäftsführer HAILDMAIR GmbH

„Wir müssen eine gute Balance finden“

Ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen stehen beim FORUM.Werkzeugbau 2025 im Fokus. Wir haben im Vorfeld mit Mario Haidlmair, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens, über Nachhaltigkeit, Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit in seiner Branche gesprochen.

Portrait Mario Haidlmair, Geschäftsführer HAIDLMAIR GmbH
Mario Haidlmair, Geschäftsführer HAIDLMAIR GmbH © HAIDLMAIR GmbH

Vor welchen Herausforderungen steht der Werkzeugbau in Mitteleuropa?

Nicht nur die Energiekosten sind sehr hoch, auch andere Ressourcen sind in den vergangenen Jahren teurer geworden, ganz zu schweigen von den Lohnkosten. Wir müssen daher besser sein als der Rest und uns ständig weiterentwickeln – auch weil die Konkurrenz aus Niedriglohnländern größer wird. Um unseren Vorsprung zu behalten und den höheren Preis unserer Produkte zu rechtfertigen, müssen wir außerdem schneller und günstiger bzw. kosteneffizienter werden. Die geopolitische Situation mit den Konflikten zwischen den USA und dem (fast schon) Rest der Welt erschwert im Moment eine gute Planung der Geschäftstätigkeit, weil wir quasi täglich mit neuen Entwicklungen konfrontiert sind. Nichtsdestotrotz müssen wir uns international aufstellen. Nur mit den Heimatmärkten werden wir im Werkzeugbau nicht überleben können.

Welche Rolle spielen nachhaltige Wertschöpfung und Ressourceneffizienz in Ihrem Unternehmen und im Werkzeugbau allgemein?

Wir optimieren bereits seit einigen Jahren unseren Betrieb dahingehend – Stichwort Elektromobilität und Photovoltaik. Damals waren wir so etwas wie ein Vorreiter in der Branche. Darüber hinaus haben wir unsere Werkzeuge so optimiert, dass sie eine nachhaltige Produktion bei unseren Kunden ermöglichen. Allerdings war die Bereitschaft, dafür mehr zu zahlen, nicht sehr hoch, auch wenn unsere Kunden diese Vorteile erwartet haben. Lediglich im Bereich der Verwendung von Recyclingmaterialien hat es Anforderungen gegeben. Im Moment legt die Industrie den Fokus eher auf Überlebenskampf und das Interesse an Nachhaltigkeit ist enden wollend. Wir müssen gewinnbringend wirtschaften und eine gute Balance zwischen Aufwendungen für nachhaltige und profitfördernde Maßnahmen finden, wobei am Ende das wirtschaftliche Fortkommen im Vordergrund steht.

Wie verändern sich Kundenanforderungen und wie wirkt sich das auf die Entwicklung und Produktion von Werkzeugen aus?

Unsere Kunden sind anspruchsvoll und das ist gut so. So werden wir immer besser. Damit wir die Lieferzeiten verringern und noch bessere Qualität günstiger liefern können, müssen wir kontinuierlich unsere Prozesse optimieren. Aber wir sind am Markt sehr gut positioniert und viele Kunden sehen uns als Problemlöser für Produktideen, die so speziell sind, dass es nur sehr wenige Unternehmen weltweit gibt, die in der Lage sind, ein Werkzeug dafür zu entwickeln und zu bauen. Und das Ganze auch noch in höchster Qualität und Produktivität.

Wo sehen Sie die größten Potenziale für Innovationen im Werkzeugbau in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Hier gibt es viele Potenziale, die wir zum Teil seit Jahren ausschöpfen. Mit unserer CNC-Automatisierungslinie haben wir beispielsweise einen mutigen Schritt gewagt. Mittlerweile bringt sie uns einige Vorteile in der Fertigung. Auch Digitalisierung setzen wir sowohl in der Fertigung als auch in den vorgelagerten Prozessen konsequent um. Und wir bauen sie weiter aus. Darüber hinaus halten wir die Augen offen und evaluieren neue Fertigungstechnologien, die wir in unsere Produktion integrieren können. Ein Beispiel dafür ist die Hybridteilfertigung, die uns unzählige neue Möglichkeiten in der Auslegung unserer Werkzeuge gegeben hat und auch bei Reparaturen oder Ersatzteilen Vorteile gegenüber dem Mitbewerb bringt. Über all dem steht die künstliche Intelligenz, die wir uns noch mehr zunutze machen wollen. Hier stehen wir ganz am Anfang und haben noch einen langen Weg vor uns.

Was braucht es aus Ihrer Sicht, um den Standort Österreich langfristig wettbewerbsfähig zu halten?

Wir haben glücklicherweise viele Arbeitskräfte mit hohem Potenzial, aber es wird in Zukunft schwieriger, die besten Köpfe zu bekommen. Wir investieren daher weiterhin viel in Ausbildung, wobei es auch für uns immer herausfordernder wird, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Es scheint, die produzierende Industrie ist für junge Menschen oft nicht „sexy“ genug. Wollen wir aber auf lange Sicht konkurrenzfähig bleiben, brauchen wir Fachkräfte. Lehre und technische Berufe in der Fertigung müssen wieder attraktiver werden. Ganz allgemein würden uns geringere Lohnnebenkosten sowie das Angleichen und Erhöhen des faktischen Pensionsalters helfen. Und Internationalisierung sollte noch mehr gefördert werden, damit sich Unternehmen trauen, über den angestammten Markt hinauszudenken. Natürlich kann es Betriebe geben, die dadurch Österreich verlassen, aber ich denke, viele sehen ihre Wurzeln in der Heimat.

Was erwarten Sie sich vom Forum.Werkzeugbau 2025?

Ich erwarte mir Impulse für die heimische Werkzeugbranche mit Einblicken in neue Konzepte und Innovationen. Ich freue mich auf viele interessante Gespräche mit Gleichgesinnten und bekannten Personen, die man nicht so oft trifft. Plattformen wie diese sind vor allem für KMU sehr wichtig, um das Netzwerk zu stärken und gemeinsam Lösungen für Herausforderungen zu diskutieren.

Das FORUM.Werkzeugbau 2025 findet von 26. bis 27 Juni im Technologie- und Innovationszentrum Kirchdorf statt.