Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Neues Projekt erforscht Verlängerung der Haltbarkeit durch innovative Schutzgase

Fleisch- und Wurstprodukte von Sonnberg Biofleisch sind unter Schutzgasatmosphäre verpackt länger haltbar © Sonnberg
Fleisch- und Wurstprodukte von Sonnberg Biofleisch sind unter Schutzgasatmosphäre verpackt länger haltbar © Sonnberg
Der Fleischverarbeiter Großfurtner verpackt seine Produkte in Schutzgasverpackungen, um sie länger haltbar zu machen © Großfurtner
Der Fleischverarbeiter Großfurtner verpackt seine Produkte in Schutzgasverpackungen, um sie länger haltbar zu machen © Großfurtner
Markus Raindl, Qualitätsmanager beim Fleischverarbeiter Großfurtner im Werk St. Martin © Großfurtner
Markus Raindl, Qualitätsmanager beim Fleischverarbeiter Großfurtner im Werk St. Martin © Großfurtner
Michael Krainz, Projektleiter am Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien © OFI  Michael Pyerin
Michael Krainz, Projektleiter am Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien © OFI Michael Pyerin

29.04.2020

Fleisch und Fleischprodukte verderben schnell, wenn sie nicht richtig gelagert oder verpackt werden. Daher landet ein Teil dieser wertvollen Lebensmittel im Müll, was ihre Ökobilanz verschlechtert. Ein bundesländerübergreifendes Forschungsprojekt im Lebensmittel-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria sowie jenem der Wirtschaftsagentur des Landes NÖ, ecoplus, will jetzt untersuchen, ob innovative Gasmischungen dazu geeignet sind, Fleisch in Schutzgasverpackungen (Modified Atmosphere Packaging/MAP) länger haltbar zu machen.

Schon jetzt werden luftdichte Schutzgasverpackungen eingesetzt, um Lebensmittel länger haltbar zu machen. Meist werden dafür Kohlendioxid (CO2), Stickstoff (N2) oder Sauerstoff (O2) bzw. Gemische aus diesen Gasen in Lebensmittelqualität verwendet. Diese Gase entsprechen internationalen lebensmittelrechtlichen Anforderungen und müssen nicht detailliert deklariert werden. Sie kommen in sogenannten modifizierten atmosphärischen Verpackungen – luftdicht und aus Kunststoff – zum Einsatz. Diese schützen umweltintensive Produkte vor zahlreichen äußeren Einflüssen und reduzieren somit deren ökologischen Fußabdruck. Gerade Lebensmittel, vor allem Fleisch und Fleischerzeugnisse, weisen eine schlechte Umweltbilanz auf, deshalb sollten sie optimal vor Verderb geschützt werden.

Haltbarkeit verlängert

Jedes Lebensmittel stellt eine andere Anforderung an die Zusammensetzung der eingesetzten Gase. Eine optimale Schutzgasatmosphäre verlangsamt das Wachstum von Bakterien und anderen schädlichen Mikroorganismen, ohne die Qualität oder den Geschmack des Produktes zu beeinträchtigen. So kann die Haltbarkeit von Lebensmitteln durch Schutzbegasung verdoppelt bis verdreifacht werden.

Neues Forschungsprojekt

Nun untersucht das bundesländerübergreifende Kooperationsprojekt im Lebensmittel-Cluster „MAP 2.0 – Modified Atmosphere Packaging der 2. Generation“ innovative, wenig erforschte Schutzgase in modifizierten atmosphärischen Verpackungen (MAP). „Die optimale Gaszusammensetzung birgt das Potenzial, die Mindesthaltbarkeit von Produkten deutlich zu erhöhen“, ist Michael Krainz, Projektleiter am Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien, überzeugt. „Unser Ziel ist klar: Durch verlängerte Haltbarkeit, verbesserte Produktqualität und Reduktion von Farbveränderungen bleiben Lebensmittel länger genießbar – das führt zu einer Reduktion von Lebensmittelmüll.“

Ziel: Probleme lösen

Die bislang ungelösten Probleme beim Einsatz dieser neuen Gase sind die noch unzureichend erforschte Zusammensetzung der Gasmischungen und die Wechselwirkung zwischen Füllgut und Verpackungsmaterial. Die besondere Herausforderung besteht in der Feinabstimmung der gewählten Verpackungsfolie und der Gaszusammensetzung, die genau auf die chemischen Prozesse in der Verpackungsatmosphäre angepasst sein muss. Auch derzeitige Probleme im Abpackprozess wie Undichtheiten oder unzureichende Restsauerstoffentfernung sollen beleuchtet und durch geeignete Maßnahmen reduziert bzw. eliminiert werden.

Lebensmittelverluste reduzieren

Einer der oberösterreichischen Projektpartner ist der Fleischverarbeiter Großfurtner in Utzenaich. Qualitätsmanager Markus Raindl im Werk St. Martin betont, wie wichtig dieses Forschungsprojekt für sein Unternehmen in Hinblick auf höchste Qualitätsstandards ist: „Die Fleischproduktion ist ressourcenintensiv und setzt große Mengen an Treibhausgasen frei. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, die Mindesthaltbarkeiten unserer Produkte ohne Einbußen in der Produktsicherheit zu verlängern. Durch den Einsatz von neuen MAP-Lösungen könnten wir wertvolle Lebensmittelverluste maßgeblich reduzieren und mit zusätzlicher Produktsicherheit punkten. Ein validierter Ausschluss von pathogenen Keimen durch gesicherte Prozesse könnte sowohl unsere Absatzmengen steigern, als auch die internen qualitätssichernden Kosten reduzieren. Diese Innovation würde zusätzlich unsere umweltpolitischen Vorhaben und Errungenschaften abrunden.“

Ökobilanz erhöhen

Auch Sonnberg Biofleisch aus Unterweißenbach beteiligt sich an dem Forschungsprojekt. „Wir sind uns – wie unser Name schon zeigt – der ökologischen Verantwortung bewusst“, sagt Qualitätsmanager Alexander Zotscher, „und legen großen Wert auf die Qualität unserer Produkte. Qualität bedeutet für uns Regionalität, artgerechte Haltung, Schlachtung und Verarbeitung, Frische und Haltbarkeit! Durch die neuen MAP-Verpackungen erhoffen wir uns eine längere Haltbarkeit, weitere Erhöhung der Produktsicherheit und dadurch weniger Lebensmittelverschwendung sowie weniger Abfall. Dies wäre ein entscheidender Beitrag zur Verbesserung der Ökobilanz und somit gut für Umwelt sowie unsere Kunden gleichermaßen. Beides sind entscheidende Kaufargumente für unsere Kunden, die sich bewusst für Bio entscheiden. Somit könnten wir uns weiter vom Mitbewerb abheben und unsere Position als nachhaltiges Unternehmen festigen.“

Projektpartner

Forschungsdienstleister

Projektlaufzeit

1. Oktober 2019 bis 31. März 2021
 

Dieses Projekt wird aus Mitteln des strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogrammes „Innovatives OÖ 2020“ vom Land OÖ sowie vom Land NÖ gefördert.