Homeoffice: Gekommen, um zu bleiben

Online-Veranstaltung „Arbeitswelten im Wandel“ – So beeinflusst Corona die Zukunft der Arbeit

©iStock/BayramGurzoglu
Marcel Aberle, Geschäftsführer Zukunftsinstitut Österreich © Zukunftsinstitut
Marcel Aberle, Geschäftsführer Zukunftsinstitut Österreich © Zukunftsinstitut
Bernhard Winkler, Geschäftsführer motiV Personal Consulting GmbH © TRESCON
Bernhard Winkler, Geschäftsführer motiV Personal Consulting GmbH © TRESCON

10.07.2020

Die Coronakrise hat Unternehmen und ihre Mitarbeiter/-innen vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Homeoffice wurde in zahlreichen Betrieben über Nacht eingeführt. Die Krise hat uns aber auch gezeigt, dass vieles möglich ist, was bisher undenkbar war. Wie die COVID-19 die Arbeitswelt beeinflussen wird und welche Erkenntnisse sich Unternehmer/-innen und Personalverantwortliche mitnehmen können, war Thema der Online-Veranstaltung „Arbeitswelten im Wandel“ der oö. Standortagentur Business Upper Austria am 8. Juli 2020 mit 60 Teilnehmern/-innen.

Eines der zentralen Learnings heißt: Schockstarre überwinden. Univ.-Prof. Wolfgang H. Güttel, Vorstand des Instituts für Human Ressource und Change Management der Johannes Kepler Universität Linz, appellierte in seinem Vortrag: „Jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und nur in der Gegenwart verharren, sondern sich auch mit Zukunftsszenarien beschäftigen und den Gestaltungsspielraum nutzen.“

Sein Tipp: Jetzt für die nächste Krise absichern, indem Unternehmen in Führungskräfte- und Teamentwicklung investieren. „Segeln lernt man nicht im Sturm, das sollte man in ruhigen Zeiten üben“, ist Güttel überzeugt. Nur so gelingen nachhaltige Veränderungen sowie Optimismus und Sicherheitsgefühl im Team.


Digitalisierungsschub

Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-Landesrat Markus Achleitner war in einer Videobotschaft davon überzeugt, dass Corona zu einem Digitalisierungsschub führt: „Homeoffice war vorher für viele keine Option, in der Coronaphase in vielen Bereichen die einzige Möglichkeit, überhaupt zu arbeiten.“

Dabei wurde auch deutlich, dass es neue Lösungen braucht; um die IT-Security zu gewährleisten. „Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben“, ergänzte Achleitner. Allerdings nicht als Ersatz, sondern Ergänzung zu bestehenden Arbeitsformen.


Krise als Chance

Bernhard Winkler, Geschäftsführer der motiV Personal Consulting GmbH, riet, organisationale Chancen aus der Krise mitzunehmen, um für etwaige weitere Krisen in der Zukunft gerüstet zu sein. Dazu zählen neue, virtuelle oder hybride Veranstaltungsformate, bei denen sowohl Vortragende als auch Teilnehmende online zugeschaltet werden. „Homeoffice kann dazu beitragen, Krankenstandstage zu verringern. Daher sollte diese Möglichkeit beibehalten werden“, ist Winkler überzeugt.


Strategische Krisenkommunikation

Aus eigener Erfahrung weiß der Experte: „Haben Sie keine Scheu vor digitalem Onboarding!“ Online-Trainings, Video-Calls und Webmeetings, Pre-Onboarding mit digitalen Unterlagen – das integriert neue Mitarbeiter/-innen auch unter Coronabedingungen. Wichtig seien auch Transparenz, Information und Kommunikation in der Krise, aber mit Bedacht: „Führungskräfte sollten regelmäßig und proaktiv informieren, aber gleichzeitig dem Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeiter entgegenkommen. Und auf das Wording achten, denn Begriffe schaffen Wirklichkeit.“


Analoge und digitale Welten verschmelzen

Auch Marcel Aberle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Österreich, ist überzeugt: Digitale Arbeitsformen werden die analogen nicht ersetzen, sondern ergänzen. „Während der Coronakrise haben wir eine Lernkurve durchlaufen“, sagte Aberle in seinem Vortrag, „jetzt wissen wir: Der physische und der digitale Workspace werden verschmelzen. Büros werden zu Orten der Begegnung, es entstehen neue Office-Konzepte.“


Allianz von Mensch und Maschine

Menschen, die viele Face-to-Face-Gespräche führen, hätten mehr Ideen. „Digital geht viel verloren – Mimik, Gestik – deswegen kosten virtuelle Meetings auch mehr Energie“, betonte Aberle. Er behauptet weiters: „Die Zukunft gehört der Allianz von Mensch und Maschine.“ Neben Digitalisierung und Anpassung von Prozessen und Strukturen sei es besonders wichtig, die Mitarbeiter/-innen zu stärken, ihre Ideen und Kreativität anzuerkennen und mit ihnen im ständigen Austausch zu stehen. Und weil in Zeiten des Wandels neue Jobs und Aufgaben entstehen, brauche es auch neue Qualifikationen.


Die „neuen Alten“ sind wertvoll

Auf die Frage, wie man mit („älteren“) Menschen in der Krise umgehen soll, denen der Zugang zur Technologie fehlt, antwortete der Zukunfts- und Trendforscher: „Die ‚neuen‘ Alten sind anders als die Generation vor 30 Jahren, dieses Mindset ist in den Firmen noch nicht angekommen. Jeder will immer die Jungen, Coolen haben, sowohl als Mitarbeiter als auch als Kunden, aber diese ältere Generation ist sehr wertvoll für Unternehmen, sie hat viel Lebenserfahrung und weiß, was sie will.“ Aberle empfahl, Sensibilität dahingehend zu entwickeln, wo „ältere“ Arbeitnehmer/-innen ihre Stärken haben und wo sie jüngere Kollegen/-innen unterstützen können. Winkler riet, diese Menschen zu qualifizieren und individuell im Umgang mit Technik zu schulen.


Human Capital Management

Das Team des Human Capital Management (HCM) in der oö. Standortagentur Business Upper Austria ist die Anlaufstelle für Unternehmen und Personalverantwortliche im Bereich Fachkräftesicherung, HR-Management und Organisationsentwicklung. Als Kompetenzzentrum für firmenübergreifende Zusammenarbeit begleitet HCM Kooperationsprojekte, fördert modernes Personalmanagement und unterstützt die Weiterentwicklung einer vereinbarkeitsfreundlichen Arbeitswelt. Darüber hinaus koordiniert die Abteilung die Arbeitsmarkt- und Fachkräftestrategie „Arbeitsplatz OÖ 2030“.


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