Bis 2040 will Österreich klimaneutral werden. Dafür bedarf es noch eines gewaltigen Schrittes und enormer Kraftanstrengung und es genügt es nicht, ein bisschen besser oder ein bisschen effizienter zu werden. Mit welchen Technologien oder energieübergreifenden Systemlösungen aus Österreich Klimaneutralität überhaupt machbar ist, welches Potenzial dabei dem „grünem“ Wasserstoff zugeschrieben wird und wie Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte und Dienstleistungen schon jetzt erfolgreich reduziert haben, darüber berichten und diskutieren Expert:innen aus Forschung, Industrie und Wirtschaft in dieser Session.
Area Manager „Low Carbon Energy Systems”
Irmela Kofler hat an der TU Graz in Verfahrenstechnik promoviert, war bei der VTU Engineering und der Siemens VAI als Prozesstechnologin angestellt und leitet seit 2015 bei K1-MET, dem Kompetenzzentrum für Metallurgie, den Forschungsbereich „Low Carbon Energy Systems“. Sie arbeitet mit ihrem Team an Lösungen zur CO2-Vermeidung und -Umwandlung in Wertstoffe, um die Herausforderungen der ressourcenintensiven Industrie im Bereich Klimaneutralität zu adressieren.
"Klimaneutralität in der ressourcenintensiven Industrie Oberösterreichs – eine Herausforderung für uns alle"
Der Beschluss der Klimakonferenz von Paris 2015 zur Begrenzung der globalen Temperaturerhöhung im Jahr 2100 um 1,5 °C gegenüber der vorindustriellen Periode, der EU Green Deal 2019 mit Europa als CO2-neutralen Kontinent im Jahr 2050 und die österreichischen Ziele einer 100 % erneuerbaren Stromerzeugung im Jahr 2030 sowie Klimaneutralität 2040 stellen das Bundesland Oberösterreich als das Zentrum der ressourcenintensiven Industrie vor große Herausforderungen, die auch in der Forschungsstrategie #upperVISION2030 berücksichtigt sind. Als Sektorkopplung bezeichnet man die Verschränkung von Industrieprozessen, Strom, Wärme und Mobilität zur Senkung von CO2-Emissionen und Speicherung erneuerbarer Energie. Stromerzeugung mit 100 % erneuerbarer Energie hat massive Überschüsse im Sommer, die im Winter benötigt werden. Die Sektorkopplung wandelt die Überschüsse in speicherbare Produkte wie Wasserstoff oder Kohlenwasserstoffe um und ist so der Faktor für die Stabilisierung des Energiesystems. Oberösterreich hat dafür mit den Industriesektoren Stahl, Zement und Düngemittel, der erneuerbaren Energieerzeugung, städtischen Ballungszentren sowie Untertage-Großspeichern für Erdgas und erneuerbare Gase die besten Voraussetzungen. Eine der weltgrößten Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff mit grüner elektrischer Energie befindet sich in Linz. Durch die Abscheidung von CO2 aus den industriellen Prozessen und der katalytischen und biologischen Synthese mit Wasserstoff zu Kohlenwasserstoffen, die wiederum zu Einsatzstoffen in den Industriesektoren werden, kommt es zu einer Kreislaufführung des Kohlenstoffs. Diese Prozessstufen inklusive Speicherung werden in einem großen Demonstrationsprojekt (Budget 70 M€ über 48 Monate) im industriellen Maßstab dargestellt und zeigen damit die Machbarkeit eines industriellen Produktions- und Energiesystems auf Basis erneuerbarer Energie. Damit wird eine Ausrollung dieser Technologie im mehrstelligen MW-Bereich und die Umsetzung der nationalen und internationalen Klimaziele möglich gemacht.
Im Rahmen von>> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
„Nachhaltigkeit betrifft uns alle. Nur gemeinsam können wir eine lebenswerte Zukunft gestalten, um auch weiterhin eine intakte Wirtschaft und Wohlstand zu fördern.“
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Leiter des Lehrstuhls für Energieverbundtechnik
Seit 2014 ist Prof. Kienberger als Leiter des neu errichteten Lehrstuhls für Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben tätig. Dabei beschäftigt er sich in Forschung und Lehre schwerpunktmäßig mit Fragestellungen, die darauf abzielen, mittels interdisziplinärer, systemischer Ansätze die Effizienz und Flexibilität von öffentlichen sowie von industriellen Energiesystemen zu optimieren.
"Schlüsseltechnologien und Strategien der Vorzeigeregion ,NEFI – New Energy for Industry'"
In der vom Klima- und Energiefonds und den Ländern Oberösterreich und Steiermark geförderten Vorzeigeregion „NEFI – New Energy for Industry“ zeigen wir, dass Klimaneutralität in der Industrie machbar ist, die dabei verwendete Technologie „Made in Austria“ weltweit reüssieren kann und klimawirksames Handeln dazu beiträgt, den österreichischen Industriestandort langfristig und nachhaltig zu sichern. Zu diesem Zweck behandeln wir eine Reihe von technologischen und systemischen Handlungsfeldern. Diese umfassen neuartige, energieeffiziente Prozesstechnologien, Speicherlösungen bzw. Lösungen zum industriellen Demand-Side-Management, Lösungen zur verbesserten Kopplung industrieller Standorte untereinander bzw. zum öffentlichen Netz, zukünftige Geschäftsmodelle und Policy-Vorschläge sowie industriekompatible Lösungen für die Energieinfrastruktur von morgen. Aus dem Zusammenspiel dieser Handlungsfelder entstehen energieträgerübergreifende Systemlösungen, an denen wir derzeit im Rahmen von 17 NEFI-Projekten gemeinsam mit rund 100 Partnern forschen.
Im Rahmen von >> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
„Nicht mehr das ‚Ob‘ sondern das ‚Wie‘ der nachhaltigen Industrietransformation steht in Österreich im Fokus. Diesen Prozess unterstützt NEFI mit hochwertigen Lösungen ‚Made in Austria‘.“
COO
Markus Schober startete seine Karriere 1998 in der Aluminiumindustrie in verschiedenen Führungspositionen. Nach seinem Ingenieurstudium erwarb er nebenberuflich einen MBA sowie einen PhD in International Management. Markus Schober kam 2010 als Managing Director Casting Operations zu Hammerer Aluminium Industries. Ab 2013 war Markus Schober technischer Geschäftsführer von HAI Österreich und Deutschland. Seit 2021 verantwortet er als COO der HAI-Gruppe alle operativen Geschäfte.
"Nachhaltigkeit mit Aluminium in der HAI-Gruppe"
Bei HAI liegt der Schwerpunkt ganz klar auf einer weiteren Reduktion des CO2-Fußabdruckes der Produkte. Aluminium hat sich zu einem Vorzeigewerkstoff in punkto Nachhaltigkeit entwickelt, kann ohne Qualitätseinbußen beliebig oft wiederverwendet werden und das mit nur fünf Prozent der Energie, die für die Erstproduktion benötigt wird. HAI arbeitet hart daran, den Energieverbrauch weiter zu reduzieren und so grün wie möglich zu machen. Beim Material setzt HAI im Schnitt 80 Prozent Recyclingmaterial ein.
Im Rahmen von >> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
„Mit unserer Recyclingstrategie unterstreichen wir unseren verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Aluminium und setzen alles daran, den European Grean Deal zu ermöglichen!“
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Program Lead Sustainability by Design
David Schönmayr ist Leiter des Programms „Sustainability by Design“ bei Fronius, einem familiengeführten Innovationsführer in den Bereichen Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik. Sein Fokus auf holistisch-systemische Kreislaufwirtschaft wurde früh in seiner akademischen Laufbahn definiert und hat sich in der Unternehmensberatung weiterentwickelt. Seit dem Start bei Fronius 2019 engagiert sich Schönmayr für die Produktnachhaltigkeit durch strategische, strukturelle, kulturelle und technische Projekte.
„Evidenzbasierte Produktnachhaltigkeit – Wie wir unsere Energietechnologien mit Lebenszyklusanalysen verbessern“
Die Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen ist ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie von Fronius. Dabei setzt man im Produktentwicklungsprozess auf ganz spezielle Anforderungen: Besonders wichtig sind hierbei Langlebigkeit, Effizienz & Effektivität sowie Reparier- & Recyclingfähigkeit der Produkte. Der Frage, wie nachhaltig die Fronius Produkte tatsächlich sind, hat sich das Projektteam rund um das Programm „Sustainability by Design“ gewidmet und eine umfangreiche Lebenszyklusanalyse für den Fronius GEN24 Plus Wechselrichter durchgeführt.
Im Zuge eben dieser Lebenszyklusanalyse wurden Daten zu unterschiedlichsten Szenarien erhoben und analysiert: verschiedene Länder, Art der PV-Module, Wechselrichter mit verschiedenen Leistungsklassen, Reparatur, sowie Recycling und Entsorgung. Insgesamt hat das Team dabei rund 16.800 Ergebnisse gesammelt und verwertet. Die Ergebnisse der Lebenszyklusanalyse von Fronius können sich wirklich sehen lassen und werden vom renommierten Fraunhofer Institut bestätigt: Der Umweltnutzen ist bis zu 26-mal höher als der Aufwand, den Wechselrichter herzustellen, zu betreiben und die Abfälle zu verwerten bzw. zu entsorgen. Bis zu 16.932 kg CO2e werden mit dem GEN24 Plus eingespart, dies würde rund neun Flügen von München nach New York entsprechen. Die Amortisationszeit der Klimawirkungen (CO2e-Payback-Time) liegt, je nach Szenario, im Bereich von 0,8 bis 3,7 Jahren.
Die evidenzbasierte Lebenszyklusanalyse zum GEN24 Plus fließt nicht nur in die weitere Produktentwicklung ein, sondern wird in alle Geschäftsprozesse bei Fronius einbezogen. So wird nachhaltiges Handeln garantiert.
Im Rahmen von >> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
„Harte Fakten statt Emotion – nur mit evidenzbasierter, wissenschaftlicher Nachhaltigkeit können wir zukunftsfähige Entscheidungen treffen.“
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Head of Division Solar Energy
Martin Hackl startete 2002 seine Karriere bei Fronius International in der Schweißtechnik. Im Unternehmen war Hackl maßgeblich für den Aufbau und den Erfolg des Vertriebs in Lateinamerika verantwortlich. Später leitete er die Geschicke als Geschäftsführer von Fronius Mexiko. Als Global Director der Business Unit Solar Energy verantwortet Hackl die globalen Marketing- und Sales-Aktivitäten von Fronius seit 2011. Neben der Tätigkeit als CTC-Beiratssprecher engagiert er sich, unter anderem, als Vorstandsmitglied bei der PV-Austria und im Board of Direcotrs der SolarPower Europe und kann dort seinem Interesse für Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien nachgehen.
Teilnehmer Podium >> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
„Es reicht nicht nur, Strom aus Sonnenenergie zu gewinnen. Wir haben die Verantwortung, dies auf die nachhaltigste Art & Weise zu tun!“
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Verbundkoordination
Erwin K. Reichel, geboren 1979 in Linz, hat bis 2006 Mechatronik an der JKU Linz studiert und 2009 dort auf dem Gebiet von Mikrosensoren promoviert. Anschließend forschte er drei Jahre an der KU Leuven (Belgien) auf dem Gebiet der Materialwissenschaften und -synthese, bevor er an die JKU zurückkehrte, wo er derzeit ein FWF Projekt zur Synthese von Zeolithen leitet. Seit Oktober 2021 forscht und koordiniert er Projekte zum Thema Wasserstofftechnologie und -wirtschaft bei WIVA P&G in Linz.
Teilnehmer Podium >> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
„Nachhaltige Industrie setzt auf enge Stoffkreisläufe und abundante Energiequellen, um derzeitige Bedürfnisse zu erfüllen und ein friedliches und zufriedenes Miteinander in der Zukunft zu ermöglichen.“
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Leiter der Anlagen- und Verfahrenstechnik
Helmut Leibinger ist seit 2006 Leiter der Anlagen- und Verfahrenstechnik bei der Baustoffgruppe Rohrdorfer. Nach seinem Executive MBA an der Universität St. Gallen wurde er von Rohrdorfer 2020 mit dem Aufbau des Net.Zero.Emission-Teams zur Dekarbonisierung der Baustoffproduktion beauftragt. Vor Rohrdorfer war Helmut Leibinger sieben Jahren im internationalen Anlagenbau für die Scheuch Group tätig. Der promovierte Verfahrenstechniker (TU Wien) hat mehrere Patente angemeldet und wurde unter anderem 2019 mit dem Energy Globe Oberösterreich ausgezeichnet.
Teilnehmer Podium >> Industrie & Produktion: Net Zero – Strategien zur Dekarbonisierung der Industrie
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