So will OÖ vom weltweit größten Forschungsprogramm der EU profitieren

V.l.: Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner und Mag.a Dr.in Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsfördergesellschaft FFG. © Land OÖ/Tina Gerstmair
V.l.: Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner und Mag.a Dr.in Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsfördergesellschaft FFG. © Land OÖ/Tina Gerstmair

24.02.2021

"Mit einem Budget von 95,5 Mrd. Euro für die Jahre 2021-2027 gilt das neue EU-Forschungsrahmenprogramm ‚Horizon Europe‘ als weltweit größtes Forschungsprogramm. Es sind rund 30 Prozent mehr Mittel als beim Vorläuferprogramms ‚Horizon 2020‘. Oberösterreichs Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben schon bei ‚Horizon 2020‘ rund 121 Millionen Euro an EU-Forschungsförderungen abgeholt, beim neuen Programm wollen wir diesen Betrag noch deutlich steigern. Denn Forschung und Entwicklung sind ein Treiber für den gesamten Standort und daher wesentlich dafür, dass Oberösterreich auch aus der aktuellen Krise gestärkt hervorgeht. Darüber hinaus ist Innovation gerade für das Export- und Industrie-Bundesland Oberösterreich ein entscheidender Faktor, um im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können“, unterstreicht Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner.

Wie schon „Horizon 2020" umfasst auch „Horizon Europe" drei Säulen:

  • In der Säule I sollen unter dem Titel „Exzellente und offene Wissenschaft" insgesamt 25 Mrd. Euro (26 Prozent der Gesamtmittel) zur Verfügung gestellt werden. Der Großteil davon ist mit 16 Mrd. Euro für den Europäischen Forschungsrat (ERC) vorgesehen, mit dem exzellente Ideen und Forschungsprojekte gefördert werden sollen.
     
  • Mit einem Budget von insgesamt 53,5 Mrd. Euro ist die Säule II das finanzstärkste Element des Programms (56 Prozent der Gesamtmittel). Unter dem Titel „Globale Herausforderungen und europäische industrielle Wettbewerbsfähigkeit" werden hier Maßnahmen gefördert, die bestmöglich zu den industrie- und gesellschaftspolitischen Zielen der EU beitragen sollen. Dafür geplant sind die sechs thematischen Cluster „Gesundheit" (8,2 Mrd. Euro), „Kultur, Kreativität und inklusive Gesellschaften" (2,3 Mrd. Euro), „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft" (1,6 Mrd. Euro), „Digitalisierung, Industrie und Weltraum" (15,3 Mrd. Euro), „Klima, Energie und Mobilität" (15,1 Mrd. Euro) sowie „Lebensmittel, natürliche Ressourcen und Landwirtschaft" (8,9 Mrd. Euro).
    Eine wesentliche Rolle in Säule II spielt die neue „Missionsorientierung" der Forschung, mit der Ziele mit hoher gesellschaftlicher Relevanz erreicht werden sollen. Als Themenfelder wurden dafür „Krebs", „Klimawandel", „Gesunde Ozeane und Gewässer", „Klimaneutrale und smarte Städte" sowie „Bodengesundheit und Lebensmittel" definiert und dafür konkrete Ziele formuliert. So sollen etwa bis zu 100 klimaneutrale Städte in Europa bis 2030 geschaffen oder im Rahmen der „Mission Krebs" bis 2030 mehr als drei Millionen Leben gerettet werden.
     
  • Für Säule III sind unter dem Titel „Innovatives Europa" 13,6 Mrd. Euro vorgesehen (14 Prozent der Gesamtmittel). Neu ist hier etwa der mit 10,1 Mrd. Euro ausgestattete „Europäische Innovationsrat" (EIC), der vielversprechende Technologien vom Labor bis zur Marktreife unterstützen und damit Europa zum Vorreiter bei „marktschaffenden Innovationen" machen soll. Im EIC vorgesehen sind zwei Förderinstrumente, die den gesamten Innovationszyklus abdecken: einerseits für die Frühphase („Pathfinder"), etwa für Ausgründungen aus Universitäten oder Forschungseinrichtungen, andererseits für die Entwicklung und Markteinführung („Accelerator").
    Konkret sollen Firmen beim EIC einerseits Anträge für nicht rückzahlbare Zuschüsse in Höhe von bis zu 2,5 Mio. Euro stellen können. Andererseits wird es erstmals in der Geschichte direkte Investitionen der EU in Firmen geben, in Form von „blended financing" in Höhe von maximal 15 Mio. Euro. Dieses öffentliche Risikokapital, das über die Europäische Investitionsbankengruppe investiert wird, soll als Katalysator für Investments des Markts, also anderer Risikokapitalgeber, wirken.
    „Gerade der Risikokapitalmarkt ist in Europa im Vergleich etwa zu den USA noch deutlich unterwickelt. Hier können im Rahmen von Horizon Europe wichtige Impulse für Unternehmensgründungen und Start-ups gegeben werden“, erklärt Landesrat Achleitner.


Wo können oö. Unternehmen und F&E-Einrichtungen in Horizon Europe besonders punkten?

„Anwendungsorientierte Forschung spielt im Wirtschafts- und Industrie-Bundesland Oberösterreich eine besondere Rolle. Denn es ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit eines Standorts und seiner Unternehmen, dass Forschungsergebnisse schnell und direkt in die Anwendung kommen, also in neue Produkte und Geschäftsmodelle umgesetzt werden. Da eine rasche Übersetzung von Forschung in neue Produkte bzw. Services auch ein erklärtes Ziel von Horizon Europe ist, wird es hier zahlreiche Anknüpfungspunkte für unser Bundesland geben“, zeigt sich Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner überzeugt.
Folgende Stärkefelder Oberösterreichs - abgeleitet aus der oö. Forschungs- und Wirtschaftsstrategie #upperVISION2030 - finden sich auch prominent in Horizon Europe wieder:

  • Digitale Technologien: Schwerpunkte zB Medizintechnik, KI und IT-Security
  • Industrielle Prozesse: zB smarte Vernetzung von Mensch, Maschine und Prozess in der Produktion
  • Grüne Mobilität & Energie: zB Vernetzung durch autonomes Fahren, Dekarbonisierung
  • Materialien: Fokus auf Kreislaufwirtschaft, Bioökonomie und Nachhaltigkeit

 

Wie werden Unternehmen und Forschungseinrichtungen durch das Land OÖ unterstützt?

„Oberösterreich soll noch stärker als bisher von den EU-Forschungsförderungen profitieren. Das ist unser erklärtes Ziel beim weltweit größten Forschungsförderungsprogramm der EU, Horizon Europe. Daher haben wir ein umfangreiches Unterstützungsprogramm für oö. Unternehmen und Forschungseinrichtungen geschnürt“, kündigt Landesrat Achleitner an. Die Unterstützungsmaßnahmen im Überblick:

  • Das Land Oberösterreich und seine Standortagentur Business Upper Austria unterstützen Unternehmen und Forschungseinrichtungen ganz konkret bei der Einreichung und Abwicklung ihrer Projekte. 
  • Für Koordinatoren, die ein Förderprojekt einreichen, gibt es vom Land OÖ im Rahmen von „Expanding Horizon Europe“ eine „Anbahnungsfinanzierung“ in Höhe von bis zu 25.000 Euro.
  • Die Mitarbeiter/innen von Business Upper Austria begleiten Unternehmen von der Idee bis zur Markteinführung, von der Auswahl erfolgsversprechender Ausschreibungen über den Feinschliff des Antrags bis hin zur Abrechnung des Projekts.
  • Über das Enterprise Europe Network unterstützt die oö. Standortagentur Business Upper Austria zusätzlich die Suche nach Partnern und die Verwertung der Ergebnisse, Technologien, Produkte und Dienstleistungen weltweit.
  • Als regionale Servicestelle für Horizon Europe fungiert die Abteilung Forschungs- und Innovationsförderberatung der Business Upper Austria. Sie hat heute eine eigene Konferenz als Auftakt zum neuen Programm „Horizon Europe“ konzipiert und – pandemiebedingt - virtuell ausgerichtet. Die rund 100 Teilnehmer/innen bekommen einen kompakten Einstieg in die Förder- und Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen von Horizon Europe. Sie erfahren bei der Veranstaltung wichtige Details über Inhalte und Instrumente des neuen EU-Programms.


121 Mio. Euro EU-Mittel für OÖ im Vorgängerprogramm „Horizon 2020“:

„Bereits im Vorgängerprogramm Horizon 2020 konnten in der Förderperiode 2014-2020 im Rahmen von insgesamt 333 Projektbeteiligungen EU-Förderungen in Höhe von 120,77 Mio. Euro nach Oberösterreich geholt werden. Aufgrund des deutlichen erhöhten Förderprogramms bei Horizon Europe wollen wir hier natürlich auch noch mehr EU-Mittel nach Oberösterreich bringen. Ich appelliere an Oberösterreichs Unternehmen und Forschungseinrichtungen, diese Chance zu nutzen. Das Land OÖ und seine Standortagentur Business Upper Austria stehen für Unterstützungen dabei bereit“, unterstreicht Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner.

>> Download Unterlagen zur Pressekonferenz am 24. Februar 2021