Windkraft: Raffinierte Technik macht auch aus einem Lüfterl Strom Schlierbacher Unternehmen sorgt weltweit für Furore

Geschäftsführer Herbert Gösweiner (li.) und Mitarbeiter Mohammad Alnajjar mit der selbst konstruierten Testanlage.
Geschäftsführer Herbert Gösweiner (li.) und Mitarbeiter Mohammad Alnajjar mit der selbst konstruierten Testanlage. Fotocredit: TIZ Kirchdorf
Die „Blueone“-Anlage kann in windigen Regionen die Grundlast für einen Haushalt abdecken.
Die „Blueone“-Anlage kann in windigen Regionen die Grundlast für einen Haushalt abdecken. Fotocredit: Bluepower

19.07.2018

Wenn das Interesse von Investoren ein Gradmesser ist, dann haben die Windkraftanlagen des Schlierbacher Start-ups Bluepower eine große Zukunft: 140 (Klein)Anleger haben sich vor eineinhalb Jahren über Crowdfunding am Unternehmen von Herbert Gösweiner und seinen Miteigentümern beteiligt. Es verspricht nichts weniger als eine Revolution der Kleinwindkraft.

Das überzeugt potenzielle Kunden und Partner auf der ganzen Welt: Im Mai präsentierte sich das Unternehmen rund um die Smart City Expo in New York, man führte Gespräche mit Vertriebspartnern in Norddeutschland, ist in Westafrika aktiv und stellt im September beim weltweiten Gipfeltreffen der Windenergie-Branche in Hamburg aus.

 

Was ist nun das Besondere an den Windrädern, die eigentlich keine sind, sondern eher an eine Flugzeugturbine oder einen Windsack erinnern?
„Durch unsere ausgeklügelte Regelungstechnik holen wir bei gleicher Größe fast ein Drittel mehr Energie heraus als bei herkömmlichen Windrädern“, erklärt Gösweiner. Hinzu kommt, dass sie durch ihre Form unempfindlich gegen Eis und Schnee sind und den Vogelzug nicht stören.

Grundlast wird schon mit kleiner Turbine abgedeckt

Die Anlage „BlueONE“ mit einem Kilowatt Nennleistung hat einen Durchmesser von etwas über einem Meter und richtet sich vor allem an Private, aber auch Gewerbetreibende mit entsprechenden Objekten, die beispielsweise zusätzlich zur Photovoltaik selbst Strom produzieren wollen. „In windigen Gebieten kann man so eine gewisse Grundlast für einen Haushalt abdecken“, so Gösweiner. Wind – und Sonnenstrom ergänzen sich deshalb so gut, weil in sonnenarmen Phasen meist der Wind weht. Ein weiterer Vorteil: In Österreich ist die Anlage ob ihrer Kleinheit nicht genehmigungspflichtig. Für gewerbliche Nutzer soll es in Zukunft eine Turbine mit zehnmal so viel Leistung geben. Tests mit einem Nullserienmodell laufen bereits. „Durch die hohe Effizienz braucht man sich nicht auf Förderungen verlassen. Rund 8.000 Euro netto inklusive Steuerung und Montage kostet die 1-kW-Variante, die sich je nach Standort in 6 bis 10 Jahren amortisiert. „Es gibt in diesem Leistungsbereich viele Billigprodukte am Markt, durch die manche Kunden abgeschreckt sind. Langlebigkeit und damit Qualität ist für uns daher ein weiterer Wettbewerbsvorteil“, meint Herbert Gösweiner. Ein Zusatznutzen der ungewöhnlichen Form: Die Hülle lässt sich mit dem Firmenlogo bedrucken und schafft so auch optisch einen Blickfang.

 

Netzwerk im Technologiezentrum Kirchdorf

Fleißig an der Gründungsgeschichte von Bluepower mitgeschrieben hat das Technologie- und Innovationszentrum (TIZ) Kirchdorf. Nicht nur, dass das Unternehmern dort seinen Sitz hat. Aus dem Netzwerk des Technologiezentrums kommt auch Know-how, kommen Entwicklungs- und Fertigungspartner. Das Kremstaler ‚Plastic Valley“ ist eine ideale Umgebung, um so ein Projekt zu realisieren. Und nicht zuletzt fand Herbert Gösweiner über Vermittlung von TIZ-Manager Gerald Warter auch seinen ersten Mitarbeiter. Der syrische Asylwerber Mohammad Alnajjar bringt sein umfangreiches Regeltechnik-Wissen ein. Jüngster Coup: Er baute in Eigenregie eine Testanlage, die aufwändige Feldversuche überflüssig macht.

 

„Hunderter“ ist heuer das Ziel

Potenzielle Märkte sieht Gösweiner in Teilen Oberösterreichs – etwa im Donautal oder im Alpenvorland, sowie in Ostösterreich, vor allem aber in den Niederlanden, Deutschland und in Polen. Zusätzlich werden die Fernmärkte in Asien mit Partnern in China, Hongkong und Macau bearbeitet. Momentan laufen bereits vier Anlagen. Ende des Jahres will Gösweiner 100 Stück verkauft haben.

 

www.bluepower.at