OÖ. Standortdialog 2022:

Aktuelle Herausforderungen bewältigen. Damit Oberösterreich ein Land der Arbeit & Wirtschaft bleibt.

V.l.: Univ.-Prof. Dr. Teodoro Cocca, Johannes Kepler Universität Linz, Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner, Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, Mag.a Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ, und DI Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ. © Land OÖ/Max Mayrhofer
V.l.: Univ.-Prof. Dr. Teodoro Cocca, Johannes Kepler Universität Linz, Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner, Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, Mag.a Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ, und DI Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ. © Land OÖ/Max Mayrhofer

09.09.2022

Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen und ihre Auswirkungen bringen nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Betriebe in Oberösterreich große Belastungen. Das gemeinsame Ziel ist klar: Oberösterreich muss ein Land der Arbeit, der Wirtschaft und des Wohlstandes bleiben. Um das zu gewährleisten, wurden im Rahmen des heutigen ‚OÖ. Standortdialog 2022‘ gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertreter von oö. Leitbetrieben sowie den Spitzen von Wirtschaftskammer OÖ und Industriellenvereinigung OÖ zentrale Herausforderungen und Maßnahmen diskutiert. Basis dafür bildete unter anderem eine aktuelle Studie von Univ.-Prof. Dr. Teodoro Cocca.

„Land und Standort stehen in der größten und komplexesten Herausforderung in der oberösterreichischen Nachkriegsgeschichte. Die aktuellen Entwicklungen bringen enorme Belastungen für die Menschen. Umso mehr müssen wir zielgerichtet unterstützen, wo Nöte bestehen. Das machen wir als Land, das macht die Republik“, betont Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.  

Um Arbeitsplätze zu sichern, müssen rasch zielsichere Hilfsmaßahmen für Betriebe auf den Weg gebracht werden

„Insbesondere beginnt sich die Situation aber auch für die Wirtschaft zuzuspitzen. Hier sehen sich unsere Betriebe etwa aufgrund der steigenden Energiekosten aber auch durch den Arbeitskräftemangel mit großen Belastungen konfrontiert. Daher müssen auch hier rasch zielsichere Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden. Denn auch wenn die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiterhin sehr positiv ist, müssen wir alles dafür tun, damit Oberösterreich ein Land der Arbeit, der Wirtschaft und des Wohlstandes bleibt“, erläutert LH Stelzer.

„Wir tun, was wir in Oberösterreich tun können“

„Vieles, was rund um uns passiert, können wir nicht beeinflussen. Umso wichtiger ist, dass wir dort entschieden handeln, wo wir es in der Hand haben“, so LH Stelzer. Insbesondere werde man daher den Oberösterreich-Plan mit Sonderinvestitionen konsequent umsetzen, auf Ausbildung und Qualifizierung sowie auf Erneuerbare Energien setzen, Unternehmensgründungen weiter erleichtern und die digitale Transformation im Rahmen des geplanten „Institute of Digital Sciences Austria“ aktiv mitgestalten. „Wir sehen diesen Weg auch durch die aktuelle Studie von Univ.-Prof. Dr. Teodoro Cocca bestätigt“, so Stelzer.

Wo sich kluge Köpfe niederlassen, entsteht Innovation und Wettbewerbsfähigkeit

„Aktuelle Rahmenbedingungen wie die Abkühlung der Konjunktur und ein hoher Investitionsbedarf für Transformation etwa im Energiebereich bringen neue Herausforderungen für den Standort OÖ. Aber eine der Kernfragen auch für die künftige Wettbewerbsfähigkeit ist und bleibt, wie gut es in Oberösterreich gelingt, Forschungsergebnisse in innovative Produkte und Dienstleistungen und damit letztlich in wirtschaftlichen Erfolg und Wertschöpfung zu verwandeln“, unterstreicht Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner.

Leitprojekte für Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft: Mit Leitprojekten wird daran gearbeitet, Oberösterreich als Wirtschafts-, Industrie und Forschungsstandort zu sichern und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Beispiele:

Hy2Market: In diesem europäischen Forschungsprojekt mit einem Gesamtvolumen von 14 Mio. Euro geht es um die Schaffung einer WasserstoffWertschöpfungskette in ganz Europa. Dadurch soll künftig Marktversagen verhindert werden, indem Angebot und Nachfrage in verschiedenen Regionen verbunden werden. Hy2Market ist das erste Förderprojekt mit oberösterreichischer Beteiligung (Projektpartner WIVA P&G, Business Upper Austria, K1-MET, voestalpine) in der europäischen Förderschiene I3 und wird mit 10 Mio. Euro von der Europäischen Union unterstützt.

Modellregion Sustainable Plastics Solutions: Technologie-Roadmap mit dem Ziel, den Inhalt des gelben Sacks zu 100 Prozent kreislauffähig zu machen

Innovations- und Know-how-Transfer: „Mit den außeruniversitären Forschungszentren, die in Oberösterreich in der Upper Austrian Research gebündelt sind, wurde eine tragfähige Infrastruktur für die Kernthemen der Standortstrategie aufgebaut. Rund 1.200 Kooperationspartnerschaften, davon zwei Drittel mit Wirtschafts- und Industriepartnern, zeigen den hohen Stellenwert für Innovations- und Know-howTransfer“, erklärt Landesrat Achleitner.

Anwendungsorientierte Spitzenforschung zu Zukunftsthemen:

Drei COMET-Zentren mit Hauptsitz in OÖ – das Software Competence Center Hagenberg, das Kompetenzzentrum Holz - Wood K plus und K1-MET – betreiben anwendungsorientierte Spitzenforschung von Digitalisierung über Bioökonomie bis hin zu CO2-neutralen Produktionsprozessen. Dafür werden sie unter anderem mit Forschungsförderungen des Bundes ausgestattet und bekommen ab 2023 je 23 Mio. Euro. Darüber hinaus sind heimische Leitbetriebe und Forschungszentren Partner des neuen COMET-K1-Zentrums HyCentA. Dort wird – auch mit Förderungen des Landes OÖ – an Wasserstofftechnologien geforscht.

Standortfaktor Mensch:

Auch die neue TU für Digitalisierung und digitale Transformation soll ein Mosaikstein im Wissenstransfer werden. Vor allem ist die TU auch eine Investition in Aus- und Weiterbildung, in der Know-how der Menschen, um (digitale) Innovationen umzusetzen. Überhaupt werden Fachkräfte zunehmend zum entscheidenden Standortfaktor. „Die mit #upperVISION2030 verknüpfte Strategie „Arbeitsplatz OÖ 2030“ stellt die Fachkräftesicherung für den Standort in den Mittelpunkt. Dabei verfolgen wir vor allem drei strategische Ziele: Die bedarfsgerechte Qualifizierung vor dem Hintergrund des technologischen Fortschritts und der Digitalisierung, die Aktivierung des vorhandenen Arbeitskräftepotenzials sowie die Gewinnung und Bindung von Fachkräften aus dem In- und Ausland“, betont Landesrat Achleitner.

Da zukunftsweisende Technologien wissensintensiv sind, ist die Ausbildung von Fachkräften Grundvoraussetzung für die Weiterentwicklung der Region. Neben der fachlichen Qualifizierung zählen auch interkulturelle Aspekte sowie Fremdsprachen zu den Kernkompetenzen der Zukunft. Um interdisziplinäres Denken zu ermöglichen, wird der Brückenschlag zwischen noch getrennten Disziplinen und modernen Qualifizierungswegen in der Aus- und Weiterbildung gefördert.

Start-ups sorgen für Innovationen:

Die Analyse von Prof. Cocca zeigt klar, dass ein gründungsfreundliches Umfeld zu den Grundvoraussetzungen einer Spitzenregion gehört. „Dazu gehört eine positive Einstellung zum Unternehmertum in den Köpfen der Menschen, aber auch eine breite, professionelle Unterstützung für Gründungen. Mit der Hightech-Inkubator tech2b verfügt unser Bundesland über einen der ersten und mittlerweile österreichweit größten Start-up-Inkubator“, hebt Landesrat Achleitner hervor.

Neuen Ideen und Lösungen kommen vielfach von Start-ups, sie sind ein entscheidender Innovations- und Wachstumstreiber unserer Wirtschaft. Erst kürzlich hat sich tech2b im Rahmen des AplusB-Programms eine Finanzierungszusage des Bundes in Höhe von 3,74 Mio. Euro geholt, um heimische Start-ups in den nächsten fünf Jahren zu unterstützen. tech2b unterstützt Gründer/innen in Oberösterreich mit Know-how, Kapital und Kontakten, um aus Ideen Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln.

Darüber hinaus hilft tech2b den Start-ups, ihre Produkte selbst oder in Kooperation mit den führenden Unternehmen des Landes auf den Markt zu bringen und schnell zu wachsen. 80 Prozent der von tech2b betreuten Unternehmen arbeiten für andere Unternehmen (B2B), nicht für den Endkonsumenten. Über die Initiative Pier 4 werden Unternehmen und Start-ups gezielt vernetzt. 24 Unternehmen, darunter das Who is Who der heimischen Industrie, sind mit an Bord (voestalpine, KTM, Engel, Keba, Primetals, Fronius, …). „Auch das ist ein Beitrag zum Innovations- und Wissenstransfer. Aktuell begleitet tech2b 40 Gründungsvorhaben aus Oberösterreich in unterschiedlichen Phasen“, betont Landesrat Achleitner.

Den Standort Oberösterreichs langfristig stärken:

Eine Studie von Prof. Teodoro Cocca über den Wettbewerb von Regionen hatte 2017 die Grundlage für die Erstellung einer „OÖ. Zukunftsagenda“ durch das Land OÖ und der Industriellenvereinigung OÖ als Leitfaden für die Standortpolitik Oberösterreichs gebildet. 2019 erfolgte auf der Basis eines Updates der Standortstudie durch Prof. Cocca auch eine Nachjustierung der „OÖ. Zukunftsagenda“. „Nun wurden die aktuellen und künftigen Herausforderungen für Oberösterreich zum Anlass genommen, Prof. Cocca durch die OÖ. Standortagentur Business Upper Austria erneut mit einem Update seiner Studie über den Wirtschaftsstandort OÖ zu beauftragen. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des heutigen ‚OÖ. Standortdialogs 2022‘ präsentiert“, erläutert Landesrat Achleitner.

Geringeres Wachstum und hohe Energiepreise fordern den Standort OÖ heraus

Basierend auf der Analyse aus 2016 zu den Merkmalen erfolgreicher Regionen zeigt die Untersuchung von 61 wissenschaftlichen Publikationen aus den Jahren 2021 und 2022 teils deutliche Verschiebungen bei der Bewertung einzelner Faktoren.

Top-Themen 2021 und 2022:

  • Zusammenfassend kann der Mehrwert der Politik/Institutionen mit Aspekten wie strategische Priorisierungen / langfristige Planung und Vernetzungs-Förderung hervorgehoben werden. Deutlich in den Fokus rücken die Fachkräfte-Thematik und die Mobilität von Arbeitskräften (bzw. die regionale Bindung von Studierenden).
     
  • Ebenfalls an Bedeutung gewinnen Transformationsprozesse von Clustern und Spezialisierungsnetzwerken. Die zentrale Frage ist dabei, wie es erfolgreich etablierten Clustern gelingt, sich laufend an sich ändernde Innovationsrichtungen anzupassen.
     
  • Für Oberösterreich liegen die Prioritäten kurzfristig in der Verfügbarkeit von Energie und mittelfristig in wettbewerbsfähigen Strom- und Gaskosten sowie im demographischen Wandel/der Verfügbarkeit von Fachkräften.

Konjunkturausblick und Budgetpolitik:

In einer aktuellen (1.9.2022) Prognose zur Konjunkturentwicklung wird für Oberösterreich 2022 bis 2023 ein realer Wertschöpfungsverlust von drei Milliarden Euro erwartet. Dies entspricht in etwa einer Reduktion der vor dem Russland-Ukraine-Krieg prognostizierten realen Wachstumsrate des regionalen BIPs Oberösterreichs um 2,3 %. Dieses Jahr sollte damit Oberösterreichs Wirtschaft real mit 2,7 % wachsen, nächstes Jahr mit 1,9 %.

Damit einher gehen Herausforderungen für die Budgetpolitik. Wichtig ist, die freie Finanzspitze zu erhöhen, um Investitionen zu stemmen. Kurzfristig gibt es einen positiven Effekt durch die Inflation, der jedoch durch den Wegfall der kalten Progression abgeschwächt wird. Bei gleichzeitig steigenden finanziellen Ansprüchen an das Land werden Konjunkturentwicklung und Preisdynamik den Budgetspielraum des Landes deutlich einengen.

Energieversorgung und -kosten bereiten den Betrieben Sorgen

Die große Verunsicherung bei der Energieversorgung, insbesondere bei Gas gepaart mit explodierenden Energiepreisen, die nach wie vor bestehenden Materialengpässe und Lieferkettenprobleme bilden zusammen mit dem latenten Fachkräftemangel einen giftigen Cocktail für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten wie das aktuelle WKOÖ Wirtschaftsbarometer zeigt.

Für unsere Mitgliedsbetriebe sind gerade beim brennenden Thema Energie dringendst Maßnahmen notwendig, um hier eine spürbare und nachhaltige Senkung der Kostenbelastung – die bei nicht wenigen Unternehmen bereits über der verkraftbaren Grenze liegt – zu erreichen.

Aus Sicht der WKOÖ sind daher

  1. die von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungsmaßnahmen rasch umzusetzen, insbesondere die ausstehenden Richtlinien für Finanzhilfen und Förderprogramme müssen rasch bekannt gegeben werden,
  2. die von der Bundesregierung für 2022 vorgesehenen Finanzhilfen aus der Strompreiskompensation und dem Energiekostenzuschuss sind ebenso für 2023 vorzusehen und ausreichend zu dotieren!
  3. die weitere Senkung der Abgabenbelastung bei Strom und Gas - zumindest temporär - vorrangig (Ökostrompauschale und Elektrizitätsabgabe wurden bereits ausgesetzt, weitere Abgabensenkungen wie zB Reduktion der Möst auf EU-Niveau insbesondere für die treibstoffintensiven Branchen notwendig). Unsere Kampagne „Unternimm was – Energiesteuern senken“ hat mittlerweile 50.000 Unterstützer gefunden – mit dieser Unterstützung konnten wir schon wichtige Maßnahmen anstoßen,
  4. Einrichtung einer Ombudsstelle, um Unternehmen, die auf Grund der explodierenden Energiepreise in ihrer Existenz gefährdet sind, konkrete Lösungen anbieten zu können. Viele Unternehmen sehen sich Kostenerhöhungen bei Strom und Gas ausgesetzt, die sie am Markt nicht mehr unterbringen können. Es werden täglich dutzende Härtefälle an die WKOÖ herangetragen, nicht wenige davon stehen in Zukunft ohne Vertragsbindung da, weil sie vom Anbieter gekündigt wurden.
  5. die Ausarbeitung von Notfallplänen/Instrumenten (Notfallverordnungen udgl) unter Einbeziehung der Wirtschaft sowie die für eine Substitution der Energieträger notwendigen gesetzlichen Adaptierungen Gebot der Stunde - zB im Anlagenrecht, um Genehmigungshürden für die Umrüstung weg vom Erdgas zu beseitigen.

Wir wünschen uns alle eine gesicherte Energieversorgung und hoffen, dass die Pläne in der Schublade bleiben. Wir sollten sie aber in jedem Fall in der Schublade haben, damit wir im Fall der Fälle handlungsfähig sind.

Wirtschaftsaussichten für Herbst/Winter getrübt

Aufgrund der enormen Unsicherheiten und Verwerfungen auf den Energiemärkten, den anhaltenden Lieferkettenproblemen und nicht zuletzt aufgrund der Fachkräftethematik trüben sich die Konjunkturerwartungen auf breiter Basis ein. Der Welthandel hat zwar zuletzt wieder etwas Fahrt aufgenommen, die Entwicklung der Weltwirtschaft ist jedoch weiterhin durch Angebotsengpässe beeinträchtigt. Die Rohstoff- und Energiepreise liegen nach wie vor auf hohem Niveau. In Österreich sehen wir bereits einen Rückgang der Dynamik in der Sachgüterproduktion und in der Baukonjunktur. Neben der gestiegenen Unsicherheit im gesamtwirtschaftlichen Umfeld dämpft vor allem die hohe Preisdynamik die Entwicklung der Konsumausgaben. Die Kaufkraft wird durch die hohe, energiekostengetriebene Inflation geschwächt. Das Thema Inflation ist daher durch Energiekostensenkungen und nicht durch höhere KV-Abschlüsse zu lindern.

Kompetenzcenter für Nachhaltige Produktion

Zur nachhaltigen Sicherung und Stärkung der industriell-gewerblichen Produktion sollen die Kompetenzen in Wissenschaft, Forschung und Technologie/Ökologie am Standort OÖ gebündelt und sichtbar gemacht werden. Vom Wissenstransfer und dem Aufbau noch fehlender Unterstützungsstrukturen werden vor allem mittlere und kleinere Produktionsbetriebe profitieren. Die WKOÖ fungiert als Impulsgeber und strategisch/operativer Partner der Betriebe am Weg der ökologischen Transformation.

Strategisches Investitionsprogramm

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen zu sichern, benötigt Oberösterreich auch ein strategisches Investitionsprogramm, um Kapital für Investitionen zur Verfügung zu stellen und ebenso eine entsprechende Infrastruktur bereitstellen zu können.

Multiple Probleme gemeinsam lösen!

Der von Landeshauptmann Thomas Stelzer und der Industriellenvereinigung OÖ 2019 ins Leben gerufene Standortdialog hat das Ziel, einmal jährlich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen des Industriestandortes Oberösterreich zu analysieren und die Entwicklung des Landes in Richtung Aufstieg zu den industriellen Spitzenregionen Europas zu begleiten. Ausgangspunkt war und ist der Regional Competitiveness Index (RCI) der Europäischen Kommission, der alle drei Jahre die europäischen Regionen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit anhand von 74 Indikatoren vergleicht und der zuletzt einen Aufstieg Oberösterreichs von Platz 51 auf Rang 34 unter insgesamt 86 vergleichbaren Industrieregionen auswies. Auf dieser Basis wurde 2021 von der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) der Zukunftsplan „Industriestandort OÖ 2030“ entwickelt und den politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt.

Energiekrise lässt Unsicherheit enorm steigen – Produktionseinschränkungen drohen

Seit der Auftaktveranstaltung 2019 gab es mit der Corona-Pandemie sowie dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der daraus folgenden Energiekrise dramatische Ereignisse, die auf den Standort Oberösterreich massive Auswirkungen hatten und haben. Die aktuelle konjunkturelle Situation ist geprägt von nach wie vor vollen Auftragsbüchern, jedoch bringen die enorm gestiegenen Kosten bei Vormaterialien und Energie hohe Unsicherheit für den kommenden Herbst und Winter mit sich, 2023 ist eine Rezession zu erwarten. Die Situation ist je nach Branche und Betrieb extrem heterogen – während manche Unternehmen die erhöhten Preise an ihre Kunden weitergeben können, ist dies bei anderen in der Zwischenzeit nicht mehr möglich. Auch die Betroffenheit von den drastisch gestiegenen Preisen für Gas und Strom variiert stark je nach Energieintensität des Produktionsprozesses sowie der unterschiedlichen Vertragslaufzeiten und Preisabsicherungen der Unternehmen. Zusätzlich erschweren der massive Arbeitskräftemangel in allen Branchen sowie die nach wie vor bestehenden Lieferkettenprobleme die betrieblichen Wertschöpfungsprozesse. Die aktuelle Situation erfordert einen Schulterschluss, die multiplen Probleme können nur gemeinsam gelöst werden.

EU- und Bundesebene: Energiekostenunterstützungen rasch umsetzen

Wie stark und wie lange die Rezession ausfällt, ist derzeit nicht prognostizierbar. Fest steht jedoch, dass eine rasche Reaktion auf EU- wie auch auf Bundesebene zur Kompensation der massiv gestiegenen Energiekosten dringend erforderlich ist. Entscheidungen dazu müssen in den nächsten Wochen fallen. Andernfalls drohen Einschränkungen bis hin zu Komplettstilllegungen von Produktionen in den kommenden Monaten mit den entsprechend weitreichenden Folgen für die Lieferketten.

Neben der Energiekrise ist der latente Arbeitskräftemangel die mit Abstand größte Herausforderung für die oö. Industrie. Es braucht daher ein Paket von steuerlichen Anreizen, um Mehrleistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend zu fördern. Die IV wird dazu zeitnah ein entsprechendes „Leistung muss sich wieder lohnen“-Paket vorlegen.

Landesebene: Masterpläne zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erforderlich

Auf Landesebene braucht es finanzielle Unterstützung, um die notwendige Transformation am Standort in den Bereichen Digitalisierung und Energie umsetzen zu können. Dazu sind eine Digitalisierungsoffensive im öffentlichen Sektor, die Bekämpfung des Fachkräftemangels und eine MINT-Offensive sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren erforderlich. Aufgrund der multiplen Herausforderungen müssen diese längerfristig wirksamen Verbesserungsmaßnahmen der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Oberösterreich im ersten Drittel der neuen Legislaturperiode in die Wege geleitet werden. Längerfristig ist die Rückkehr zur Budgetdisziplin des Landes unerlässlich.

Weitere Informationen zur Pressekonferenz finden Sie hier.

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