Wie Boden gespart und nachhaltig gebaut werden kann

8 Männer und Frauen stehen vor verschiedenen Roll-ups und posieren fürs Foto. Alles waren Speaker:innen beim Zukunftsforum Oberösterreich© Cityfoto.at/ BÖCKSTEINER Tatiana
Die Vortragenden waren bunt gemischt und sorgten so für einen umfassenden Blick auf das Thema Ressourcenverbrauch. © Cityfoto.at/ BÖCKSTEINER Tatiana
Architektin Birgit Kornmüller steht auf der Bühne und stellt neue Wohnformen vor© Cityfoto.at/ BÖCKSTEINER Tatiana
Architektin Birgit Kornmüller stellte neue Wohnformen vor, die den Klimawandel mitberücksichtigen. © Cityfoto.at/ BÖCKSTEINER Tatiana
Dietmar Reindl steht am Podium und spricht ins Mikrofon © Cityfoto.at/ BÖCKSTEINER Tatiana
Dietmar Reindl gründete „baumhouse“, ein Unternehmen, das sich auf die Überbauung von eingeschossigen Gebäuden spezialisiert hat. © Cityfoto.at/ BÖCKSTEINER Tatiana

15.04.2024

Der Bausektor ist durch seinen beträchtlichen Anteil am globalen Ressourcenverbrauch ein großer Hebel für eine nachhaltige Transformation – sozial, ökologisch, aber auch ökonomisch. Innovativen Ansätzen und Best Practices dafür war beim Zukunftsforum Oberösterreich 2024 eine eigene Session gewidmet.  

„Wenn wir über nachhaltiges Bauen sprechen, müssen wir beim Boden anfangen. Auf der grünen Wiese zu bauen ist nicht nachhaltig. Die EU will bis 2050 auf null Hektar Neuflächenverbrauch kommen – um das zu erreichen, müssen wir jetzt anfangen!“, stieg Raphael Thießen, Brownfield24 GmbH, in seinen Beitrag ein.  


KI hilft bei Brachflächensuche 

Um brachliegende (Gewerbe-)Flächen einfacher zu finden, hat Fraunhofer IIS das Projekt ARGOS gestartet. „Mittels Satellitenbildauswertung haben wir flächendeckend auf eine Testregion geschaut, um Brachen zu erkennen. Diese Bilder wurden mit Katasterdaten kombiniert und mit Unterstützung von KI ausgewertet“, erklärte Uwe Veres-Homm. In Deutschland wurden so mehr als 600.000 sogenannte Flurstücke analysiert und davon 8.400 Flächen gefunden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Brachen darstellen. Das Projekt wurde im März 2024 abgeschlossen. „Die Aufgabe ist jetzt noch, die Brownfields ordentlich rauszufiltern für eine künftige Immobilienentwicklung. Die Ergebnisse sollen ab Oktober auf der Brownfield24-Plattform verfügbar sein“, so Veres-Homm. Auch in Österreich gebe es Gespräche mit der Regierung, das Projekt hier fortzuführen. 
 

Brownfield ist nicht gleich Brownfield 

Wenn die Brachflächen erst einmal identifiziert sind, ist das jedoch nur ein erster Schritt. Sebastian Schröder, bei Panattoni Germany Properties für Brownfield Developments zuständig, präsentierte eine umfassende Kategorisierung von Brownfields – von solchem mit geringen Risiken bis zu „Wundertüten“ mit unbekannter Historie, „wo sich schon einmal eine wilde Deponie mit Fundstücken vom Gartensessel bis zum Kühlschrank“ finden lassen. 


Gebäude nicht abreißen 

Die Wiederaufbereitung ist aber nicht nur bei den Flächen selbst, sondern vor allem auch bei den darauf gebauten Gebäuden ein Gebot der Stunde. Auch darüber wurde beim Zukunftsforum diskutiert.  

Sigi Atteneder, Kunstuniversität Linz, führte dem Publikum die vielen (gesellschaftlichen) Entwicklungen vor Augen, die auf das Bauen wirken: vom Trend zum Singlehaushalt über Klimaziele bis (Un-)Leistbarkeit von Wohnraum. Er stellte Projekte von Student:innen vor. Sie zeigen anhand von Einfamilienhäusern, teilweise mehr als 500 Jahre alt, wie Altbestände vor dem Abriss bewahrt und unter Einsatz vorhandener Materialien revitalisiert werden können. So wurden dabei zum Beispiel mit Lehm getränkte Holzschnitzel als Dämmung verwendet. 


Kreislauffähigkeit von Anfang an mitdenken 

So gesehen eine Steilvorlage für Rainer Pamminger, TU Wien. „Kreislaufwirtschaft muss von Anfang an bei Produktentwicklung mitgedacht werden“, betonte er. Pamminger berichtete, dass an der TU Wien aktuell ein Christian-Doppler-Labor für Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft aufgebaut wird. Apropos Aufbau: Mit Blick auf die ökonomische Nachhaltigkeit hatte Pamminger auch zahlreiche Beispiele parat, die zeigen, dass sich basierend auf kreislaufwirtschaftlichen Prinzipien funktionierende Geschäftsmodelle aufbauen lassen: etwa der Rückbau jenes Gebäudes in Wien, das als Ausweichquartier während des Parlamentsumbaus diente oder dass nicht mehr für Lichtinstallation selbst, sondern nur für die Beleuchtung, gemessen in Lux, bezahlt wird.  


Nachverdichten in Modulbauweise 

Einen vielversprechenden Zugang hat Dietmar Reindl gewählt. Er ist Gründer von „baumhouse“ und hat sich auf das Nachverdichten im Bestand spezialisiert. Das Konzept ist, bestehende, eingeschossige Gebäude wie Fachmarktzentren oder auch Parkflächen, zu „überbauen“. Dafür setzt er auf modulare Bauweise, wodurch sowohl Wohnbau als auch Gewerbeflächen umgesetzt werden können.  


aws fördert radikale Innovationen 

Damit wäre Reindl ein Kandidat für das Building(s) Tomorrow Förderprogramm des aws. Tanja Spennlingwimmer stellte es vor. Building(s) Tomorrow ist Teil der Bundes-Milliarde für die Bauwirtschaft und richtet sich an radikale Innovationen für Kreislaufwirtschaft am Gebäudesektor. Einreichungen sind bis 22. Mai möglich. 

 

Save the Date: „Land in Sicht“  

Am 20. November lädt Business Upper Austria zur Tagung „Land in Sicht - Brachflächen in Oberösterreich nutzen“. Es werden kreative Konzepte und innovative Nutzungsmöglichkeiten für Brachflächen diskutiert und präsentiert. Außerdem werden die Ergebnisse der Brachflächenerhebung 2024 vorgestellt.
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