Schichtarbeit neu gedacht

Wie Unternehmen Flexibilität und Attraktivität steigern

Rund 30 Produktionsplaner, Schichtplaner und Arbeitszeitexperten diskutierten innovative Ansätze für die Schichtarbeit. ©Business Upper Austria
Rund 30 Produktionsplaner, Schichtplaner und Arbeitszeitexperten diskutierten innovative Ansätze für die Schichtarbeit. ©Business Upper Austria
Josef Pilstl (li.) und Georg Essl  stehen bei einem Stehtisch. Dahinter eine Planze. Sie geben einen Überblick über die Arbeitszeitsystematik im BMW Group Werk Steyr. ©Business Upper Austria
Josef Pilstl (li.) und Georg Essl gaben einen Überblick über die Arbeitszeitsystematik im BMW Group Werk Steyr. ©Business Upper Austria
Ruth Siglär von Ximes teilte ihre Erfahrung mit der Entwicklung von Arbeitszeitmodellen. ©Business Upper Austria
Ruth Siglär von Ximes teilte ihre Erfahrung mit der Entwicklung von Arbeitszeitmodellen. ©Business Upper Austria

05.10.2023

Vorbei sind die Zeiten von konstanter Auftragslage und immer gleicher Arbeitsauslastung. Volatile Phasen erfordern ein Anpassen der Arbeitszeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Schichtarbeit spielt deshalb in Produktionsfirmen eine wichtige Rolle. Sie zu besetzen ist allerdings eine Herausforderung, da Schichtdienste für viele Arbeitnehmer:innen unattraktiv wirken. Wie Unternehmen die Anziehungskraft von Schichtjobs erhöhen können, war Thema einer Veranstaltung am 26. September in Linz. Rund 30 Produktionsplaner, Schichtplaner und Arbeitszeitexperten folgten der Einladung von Business Upper Austria und diskutierten innovative Ansätze für die Schichtarbeit.

Die BMW Group Werk Steyr ist mit rund 4.500 Beschäftigten das weltweit größte Motorenwerk der BMW Group. Das Unternehmen ermöglicht seinen Schichtarbeitenden mit individuellen Zeitkonten bereits viel Flexibilität. „Unsere Mitarbeiter:innen können Stunden für längere Freizeitperioden – ähnlich einem Sabbatical – ansparen“, berichteten Josef Pilstl und Georg Essl vom BMW Group Werk Steyr. Auch wenn es mit dieser Maßnahme schon gut fahre, suche das Unternehmen weiter nach Ansätzen, wie es Schichtarbeit attraktiveren kann.


Entwicklungen bei der Arbeitszeitgestaltung

Ruth Siglär von Ximes, einem Unternehmen, das Betriebe bei der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen sowie der Entwicklung von Lohn- und Gehaltsmodellen unterstützt, eröffnete eine spannende Diskussion über die Veränderungen in der Arbeitszeitgestaltung. Die jüngere Generation strebe nach Autonomie, Weiterbildung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Doch wie lässt sich dies mit Schichtarbeit vereinbaren? Gemeinsam mit den Teilnehmer:innen erörterte die Expertin unterschiedlichste Trends und Ansätze.


Mitarbeiter einbeziehen

Apps wie shyftplan setzen auf KI-unterstützte Schichtplanung, bei der Mitarbeitende angeben können, wann sie arbeiten möchten. Die App erstellt dann nach fixen Spielregeln Dienstpläne. Dem Stammdatenmanagement kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn solche Lösungen funktionieren nur, wenn die Qualifikationen der Mitarbeiter:innen (z. B. für das Bedienen spezieller Maschinen) korrekt erfasst sind. Die App bietet zudem eine Schnittstelle zu SAP.


Gesundheit und gesetzliche Regelungen

Studien zeigen, dass die Fehleranfälligkeit nach zehn Stunden Arbeit am Stück steigt. Da Schichtarbeit oft auch am Abend, in der Nacht oder am Wochenende stattfindet, können zusätzlich gesundheitliche und soziale Belastungen entstehen. Regelmäßige Auszeiten helfen dabei, sich zu regenerieren. Um die Gesundheit aller Mitarbeiter:innen zu erhalten, ist es entscheidend, geschickte Pläne zu entwickeln, die Arbeitszeiten und Erholungsphasen optimal abstimmen.


Teilzeit und Familienfreundlichkeit

Für Teilzeitkräfte gibt es bereits erfolgreiche Schichtmodelle, wie einige Teilnehmer:innen berichteten. Die Tagschicht ist dabei meist kürzer und nimmt somit Rücksicht auf die Familiensituation. Jobsharing, bei dem sich zwei Personen einen Arbeitsplatz teilen, ist eine weitere Option, die die Work-Life-Balance in der Schichtarbeit unterstützt.


Gleitzeit als Herausforderung

Gleitzeit im Schichtbetrieb wurde als eine der größten Herausforderungen genannt. Denn Mitarbeiter:innen wünschen sich einerseits mehr Flexibilität, andererseits muss es aber eine ordentliche Übergabe zwischen den Schichten geben. Geht beispielsweise der Mitarbeiter aus Schicht eins 15 Minuten früher und der Kollege oder die Kollegin aus Schicht zwei kommt später, kann der Informationsfluss beeinträchtig sein. Tatsächlich haben Unternehmen in diesem Bereich bereits Lösungen implementiert, zum Beispiel mithilfe von digitalen Nachrichten.


Geisterschicht

Dank zunehmender Automatisierung und Robotik eröffnen sich neue Möglichkeiten, um vor allem die Nachtarbeit für Mitarbeiter:innen zu reduzieren. In immer mehr Betrieben arbeiten nachts nur mehr die Maschinen, man nennt das die Geisterschicht. Auch solche Ansätze helfen, Beschäftigte zu entlasten und die Schichtarbeit damit attraktiver zu gestalten.


Mag.a. Claudia Luca - Projektassistentin Human Capital Management Business Upper Austria -  die Standortagentur des Landes Oberösterreich

Mag.a. Claudia Luca

Project Manager
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